Thema: Schweiz: Fälschungen zum Schaden der Post
Stefan Am: 01.09.2019 15:25:57 Gelesen: 6363# 12@  
@ Heinz 7 [#9]

Wer jedoch wie ich im Internet nach Hinweisen sucht, woran man eine Fälschung erkennen kann, der wird enttäuscht werden. Meines Wissens finden wir weder auf der homepage des Verbandes Schweizerischer Philatelisten-Vereine noch beim Schweizer Prüfer-Verband Hinweise auf diese Fälschungen.

Vorab: Mir liegen weder Originale noch Fälschungen dieser Schweizer Ausgabe vor. Bei den nachfolgenden Ausführungen handelt es sich um reine Mutmaßungen. Seit einigen Jahren (ab ca. 2014, spätestens ab 2015) kursieren erneut Fälschungen zum Schaden der Post in vergleichsweise größerem Stil in Deutschland, siehe [1].

Die nachfolgenden Angaben wären lediglich anwendbar, sofern die Fälschungen aus Deutschland und aus der Schweiz aus der gleichen Produktionsstätte im Ausland stammen würden.

Es wäre anzunehmen, dass grundsätzliche Eigenschaften wie Papier, Zähnung (Stanzung), Fluoreszenz, Farben usw. "länderübergreifend" ähnlich gehandhabt wurden/werden (sofern nicht von Fälschung zu Fälschung aus einer Fälscherproduktionsstätte so etwas wie ein Lernfaktor einsetzt und nachfolgende Fälschungen bei gleichbleibenden Echtheitsmerkmalen besser gelingen).

Es sind nicht nur, allerdings vor allem selbstklebende deutsche Ausgaben betroffen, mehrheitlich Ausgaben der Dauerserie "Blumen", aber auch selbstklebende Versionen von Sondermarken der gängigen Nominalen, meist für Standardbrief (bis 20 g) und Großbrief (bis 500 g). Gelegentlich wurden auch nassklebende Ausgaben gefälscht. Der Mehrheit der selbstklebenden Ausgaben ist gemein, dass die Stanzung im Vergleich zum Original meist gut getroffen wurde und die Anzahl der Löcher passt (Ausnahme z.B. 145 Cent Schwetzingen mit abgerundeten Zacken oder 144 Cent Sehenswürdigkeiten).

Mehrheitlich passt ebenfalls die Fluoreszenz der Fälschung im Vergleich zum Original. Einige Fälschungen fluoreszieren allerdings nicht sondern enthalten lediglich optische Aufheller, was unter der UV-Lampe auffällt.

Im Regelfall passt ebenfalls die Farbe des verwendeten Papiers (Briefmarkenvorderseite, Ausnahme z.B. eine Fälschung der Max Liebermann zu 240 Cent).

Manche Fälschungen sind optisch gut getroffen und fallen erst bei konkreter Betrachtung auf. Im Regelfall muss ein Original als Vorlage digitalisiert worden sein, um anhand dieser Grafik eine Fälschung drucken zu können. Dadurch fallen einzelne Fälschungen bereits durch ein recht unscharfes Druckbild (Bsp. 145 Cent Helgoland) bzw. nicht immer passende Druckfarben (Bsp. Nominalangabe der 70 Cent Blumen oder 145 Cent Elbphilharmonie) auf. Im Einzelfall kommt ein abweichendes Druckraster zur Anwendung (Bsp. 70 Cent Blumen), welches unter der Lupe ersichtlich ist.

Diverse Fälschungen fallen durch neu gesetzte Briefmarkeninschriften auf, welche sich im Detail zum jeweiligen Original unterscheiden (Bsp. Blumen 60 und 70 Cent, 145 Cent BMW, 70 Cent Leuchtturm Wangerooge).

Als weiteres Sicherheitsmerkmal für deutsche Ausgaben (Originale) werden sog. seltene Erden verwendet. Diese kam, soweit bisher ersichtlich, nicht ganzflächig zur Anwendung sondern wurde lediglich innerhalb des Markenmotivs eingearbeitet. Die Mehrheit der Fälschungen enthält dieses Sicherheitsmerkmal nicht (und fällt spätestens dadurch als Fälschung auf), manche Fälschungen (Bsp. 145 Cent Helgoland und Buchenwälder, 70 Cent Blumen) fallen durch eine ganzflächige Verwendung dieser seltenen Erden (inkl. dem nichtbedruckten Teil der Briefmarke) heraus.

Es ist anzunehmen, dass sich die selbstklebenden Fälschungen nicht im Wasserbad ablösen lassen, d.h. den Fälschungen die wasserlösliche Schicht zwischen dem Klebstoff und dem Markenpapier fehlt.

Im Einzelfall kam es vor, dass Fälschungen bereits aufgrund des zusätzlich notwendigen Verpackungsmaterials auffielen (unscharfer Druck der Rückseite, Bsp. 145 Cent BMW und Mercedes Benz) bzw. Rollenmarken keine oder eine abweichende Rollennummerierung enthielt. Im Einzelfall waren die Rollen falsch aufgewickelt oder die Rolle als Solche mit abweichendem Aufkleber zusammengehalten. Im Einzelfall passte bereits die Konfektionierungsform nicht (Bsp. Bogen zu 6 x 6 = 36 (!) Marken für die Fälschungen der Blumen 260 Cent und 400 Cent).

Die hier beschriebenen Fälschungen wurden vielfach über ebay als Frankaturware vertrieben und waren für jedes ebay-Mitglied grundsätzlich erhältlich.
Es ist unabhängig von ebay aufmerksamen Sammlern und Händlern zu verdanken, dass dadurch postfrische Fälschungen in Sammlerhand gelangten, welche einen Vergleich zwischen echt und falsch sowie weitreichende Publikation in [1] und der "Philatelie" sowie der anschließenden Suche nach zur Frankatur verwendeten Fälschungen (z.B. in Kiloware) ermöglichen.

Gruß
Pete

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?CP=0&ST=11642&F=1&page=0
 
Quelle: www.philaseiten.de
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