Thema: Erstausgabetag von Briefmarken und die Verkaufsstelle der Post ist geschlossen
olli0816 Am: 06.09.2019 11:31:16 Gelesen: 5645# 15@  
Hallo Michael,

ich kann deinen Ärger gut verstehen. Du nimmst dir die Zeit, extra zu diesem Postamt zu fahren, nur um dann feststellen zu dürfen, dass dieser Standort kurzfristig wegen einer Betriebsversammlung geschlossen ist. Das Problem kommt nicht so häufig vor, es gibt ja nicht unendlich viele solcher Versammlungen. Ich kenne selber das Gefühl, mir extra für etwas Zeit genommen zu haben, um dann festzustellen dass irgend ein Umstand meine große Freude sich in Ärger umwandelt. Ich gehe gerne z.B. in die Berge und hatte genau dieses Erlebnis mit einer geschlossenen Hütte, wo im Internet stand das die auf hat und es im Umkreis nichts weiteres gibt. Einzige Möglichkeit nach Norden über eine Bergkette ins Nachbartal. Ich kann viele Flüche und an dem Tag hat die Tierwelt den einen oder anderen hören dürfen. Shit happens - das gehört zum Leben dazu.

Zum anderen muss man die Wertigkeit der Postbank für Briefmarken-Neuausgaben sehen. Es hat sich vieles gewandelt, Briefmarken sind als Geschäftsmodell nicht mehr wichtig und auch im allgemeinen Gebrauch haben sie einfach nicht mehr die Wertigkeit wie früher. Die Angestellten haben aufgrund der ganzen Krisen bei der Deutschen Bank sowieso andere Probleme und denen wird es ziemlich egal sein, wann eine neue Briefmarkenserie herauskommt. Anhand der Beschreibungen hier im Thema über die Einschränkungen bei der Beschaffung neuer Marken und dem eigenen Erleben hat sich die Welt diesbezüglich komplett geändert. Ich kann mich auch noch an die damaligen x-beliebigen Postämter mit den Aushängen der verfügbaren Marken erinnern. Die Zeiten sind schon lange vorbei. Wobei man heute so ziemlich niemanden in einer normalen Postfiliale, die zumeist privat betrieben wird sieht der die neuen Briefmarken möchte und sie auch noch gescheit abstempeln lässt. Wobei die Damen in Eichenau mit dem Stempeln erstaunlich gewissenhaft sind.

Um zukünftigen Ärger etwas kleiner werden zu lassen ist vielleicht eine mentale Änderung deinerseits von Vorteil. Siehe es doch in Zukunft als sportliche Herausforderung, dass Du trotz aller widrigen Umstände versuchst, deine Ziele zu erreichen. Die Post wird sich wegen dir oder mir oder irgend einem anderen Sammler sowieso nicht ändern. Im Gegenteil, das ist Geschäft mit immer geringeren Umsatzanteil und das Unternehmen ist börsennotiert und wird ausschließlich nach Deckungsbeiträgen entscheiden. Die Post ist nicht mehr staatlich, von daher sind gewissenhafte Prozesse, nur damit sie richtig und möglichst sorgfältig laufen, nicht mehr zu erwarten. Wenn es zu wenige Sammler gibt, die die Neuerscheinungen kaufen, dann wird die Post auch die Briefmarken einstellen. Ich rechne damit in den nächsten 10 - 15 Jahren mit einer Kotzphase ähnlich der französischen Post oder anderer toller Länder wo es so gehandhabt wird, dass die letzten Sammler mit Blockausgaben von vielleicht 10.000 Stück Auflage zu je 100 EURO beglückt werden, um das letzte bisschen Geld aus dem Markt zu pressen.

Die ganze Sache geht den Bach runter, weil Briefmarken rein technisch gesehen heute schon überflüssig sind. Es gibt viele junge Menschen, die überhaupt nicht mehr auf den Gedanken kommen, einen Brief zu schreiben. Unsere Behörden sind zwar im Gegensatz zu ein paar anderen Ländern noch vorsintflutlich, aber auch das wird sich geben und alles wird digital über das Netz abgewickelt werden. Das ist der Lauf der Dinge, die klassische Post wird immer weniger benötigt. Ich wette mit dir, wenn Du mit den Verantwortlichen der Betriebsversammlung redest, dass die dich verständnislos anschauen würden was Du überhaupt meinst! Die anderen werden sich nicht für dich ändern, Du kannst dich nur anpassen. Aber gilt das nicht für so ziemlich alles?

Grüße Oliver
 
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