Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 12.09.2019 14:30:16 Gelesen: 235649# 462@  
Liebe Freunde,

unterfrankierte Briefe kann man in mehrere Bereiche gliedern:

1. Unterfrankiert wegen höheren Gewichts,
2. unterfrankiert wegen weiterer Entfernung,
3. unterfrankiert wegen teureren Laufwegs, oder
4. unterfrankiert wegen falschen Status.



Heute zeige ich eine 4 - einen Brief aus München vom 9.1.1870 an Manz in Regensburg, bei dem der Absender wohl dachte, er hätte eine Drucksache korrekt mit 1 Kreuzer frankiert. Leider klebte er aber das Kuvert zu, so dass ein Statuswechsel stattfand, weg von der günstigen Drucksache hin zum gewöhnlichen Brief, der jedoch 3 Kreuzer Franko gekostet hätte.

Die (ausnahmsweise) aufmerksame Post in München stellte gegen 16.00 Uhr fest, dass "noch 6 x", also noch 6 Kreuzer, fehlten und belastete somit die Regensburger Post mit eben diesem Nachporto. Noch am selben Tag (!), allerdings gegen 22.00 und 23.00 Uhr, traf der Brief ein und Regensburg unterstrich wie üblich die Nachtaxe mit Rötelstift. Am Folgetag, davon dürfen wir ausgehen, hat man den Brief Herrn Manz gegen Zahlung des Nachportos ausgehändig, denn bei unterfrankierten Briefen war vom Briefporto von 7 Kreuzern die Frankatur von 1 Kreuzer abzuziehen.

Ich denke, viel schöner kann ein unterfrankierter Brief kaum aussehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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