Thema: [ 27-35 ] Erlebnisse bei Ebay
Vernian Am: 23.09.2019 21:33:12 Gelesen: 10359# 4@  
@ marc123 [#2]

Hallo Marc,

" Macht z.B. ein Verkäufer zusätzlich Gewinn beim Versand, wie bewerte ich das?" - Das ist eine interessante Frage.

Ich kaufe zwar überwiegend bei eBay, aber ich verkaufe auch immer mal wieder. Oftmals preise ich die Versandkosten in meinen Start- oder Sofortkaufpreis mit ein, biete also kostenlosen Versand, dann gibt es da eh kein Ärger.

Aber gerade bei Kleinartikeln, eben bspw. Briefmarken, macht das wenig Sinn, und auch in anderen Fällen runde ich den reinen Portokostenwert meist etwas auf. Denn ich habe ja nicht nur die Portokosten, sondern i.d.R. kosten Briefumschläge und Papier auch noch ein paar Cent, und bei Büchern muß ich je nach Größe Luftpolstertaschen oder Versandkarton besorgen. D.h. von ein paar Cent bis ggf. gut 1.- € muß ich aufwenden, um ein Verkaufsgut vernünftig gegen die Transportbeanspruchung, also mögliche Schäden, zum Empfänger zu bringen. Das ist schon einmal ein Aspekt, den offenbar viele Käufer nicht sehen und akzeptieren, oder nicht akzeptieren wollen.

Und dann auch mal ganz klar gesagt: Versandkosten sollten bei eBay normalerweise immer angegeben sein. D.h. jeder Käufer kann im Vorfeld sehen, was neben dem Kaufpreis an Versandkosten in Rechnung gestellt werden wird und bereits da für sich entscheiden, ob er das für angemessen hält oder nicht. Findet er, das mit den Versandkosten zusätzlich abgezockt wird, dann soll er doch die Finger davon lassen - niemand zwingt ihn den Artikel zu ersteigern oder zu kaufen. Das Angebot ist klar in seinen Kosten dargelegt, wenn es mir nicht passt, dann lasse ich es.

Trotzdem erhalte ich logischerweise immer wieder Bewertungen, bei denen die Sternchen in der Kategorie "Versandkosten" weniger sind. Weil halt eben dem Geiz-ist-Geil-Käufer ein Versandkostenanteil von 1,00 € statt 0,80 € für einen Brief als Wucher und Gewinneinpreisung erscheint. Das von diesem "Gewinn" von 20 Cent gut 10 Cent für Briefumschlag und ggf. Papier, Schutz wie Klemmtasche o.ä. abzuziehen sind, 10% Verkaufsprovision an eBay abfließt und sich eigentlich kaum jemand an die Bitte hält, im Inland per Überweisung und nicht mittels Paypal zu zahlen und hierfür auch nochmal so einiges abgeht - interessiert natürlich nicht. Wobei ich zustimme, diese Sternchen sind eh Unsinn. Ich gebe selber auch selten 5 Sterne für Versandkosten, weil das würde bedeuten, ich habe keine gezahlt. 5 Sterne gebe auch ich selber nur wenn Versandkosten = Portokosten oder sogar unterpreisig, kostenlosen Versand kann man ja eh nicht bewerten. Aber wer nur einen oder zwei Sterne gibt weil der Verkäufer statt 0,80 € 1,00 € für einen Briefversand nimmt - der übertreibt m.E. Das wäre was für 1,50 € Versandkosten bei einem einfachen Brief oder so.

Mal das einfachste Beispiel, Du verkaufst eine Briefmarke für 1.-€ bei Ebay und nimmst auch nur 0,80 € Portokosten, die also schon mal weg sind, was erhältst Du als Verkäufer? 1.-€ minus 10% Verkaufsprovision = 0,90 € minus Paypalgebühren für 1,80 € (Festgebühr 0,35 € + 2,49%) = 0,40 € minus ca. 0,10 € Briefumschlag und Versandmaterial = 0,40 €, die Du als Verkäufer eines Artikels zum Verkaufspreis von 1.-€ tatsächlich am Ende erhältst. Von dem Zeitaufwand eine Artikel zu fotografieren, einzustellen, zu beschreiben usw usw will ich dabei noch gar nicht reden.

Schon mal überlegt warum fast nur noch gewerbliche Anbieter bei eBay zu finden sind, warum echte Raritäten und Nachlass- oder Dachbodenfunde wieder "en masse" im Müll landen statt auf eBay? Weil der Aufwand, etwas einzustellen und zu verkaufen gerade bei niedrigem Verkaufsergebnis geradezu frustrierend ist, vor allem wenn mehr als die Hälfte des Verkaufspreises von Gebühren aufgefressen wird. Und man dann, wenn man den Versandkostenbetrag über den reinen Portosatz ansetzt, auch noch als "versteckte Gewinne" bezeichnet bekommt - obwohl jeder vorher sehen kann was der Versand zusätzlich kostet und bereits vor Kauf entscheiden kann, ob er das akzeptieren will oder nicht.

Wenn keine Versandkosten angegeben sind und nachher der Verkäufer unangemessen hohe Versandkosten in Rechnung stellt, dann stimme ich Dir sofort zu, dann ist das negativ zu werten. Wenn er aber von vorne herein die Versandkosten benennt - nein.

(Mir ist übrigens aufgefallen, da ich viel über eBay-Frankreich suche und auch gelegentlich kaufe, dort gibt es häufig Anbieter, die für den Auslandsverkauf Pauschal 30.- oder mehr Euro angeben. Fragt man dann nach ob der Versand wirklich so teuer ist, heisst es meist "nein, das ist nur um den worst case an Porto abzudecken, wenn jemand aus dem Ausland sofort per Paypal bezahlt ohne vorher nachzufragen - i.d.R. ist der Versand günstiger").

Ohne Dir jetzt mit meiner Antwort unterstellen zu wollen, all meine Argumente nicht zu kennen oder bedacht zu haben - einfach mal nur für Mitleser zum Nachdenken anzuregen. Schnell ist man mit einem Urteil zur Hand ohne sich der Hintergründe bewusst zu sein.

Best

Vernian
 
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