Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 25.10.2019 11:35:48 Gelesen: 231460# 472@  
Liebe Freunde,

es hat lange gedauert, aber jetzt ist er da - der Brief mit Neu-Ulmer K.G.E. - Stempel mit Inhalt aus Ulm, den ich mir immer gewünscht hatte.



Dass viele Ulmer Geschäftsleute (von Privaten kenne ich das bisher noch nicht) ihre Briefe nach Bayern über der Donau aufgaben, ist mittlerweile ja geläufig. Aber wie verhielt es sich, wenn diese Händler bzw. Produzenten aus Ulm auch Waren und Güter nach Bayern schicken wollten? Waren diese nicht so unhandlich und schwer, dass die Überquerung der Donau Probleme bereiten konnte?

Ich vermute, dass es das auch gab - aber hier ist der Beweis, dass man konnte, wenn man wollte.

Eine Rechnung über Waren wurde von der Firma Max Thalmessinger aus Ulm am 11.6.1860 für den Brauereibesitzer Baumgärtner in Reitenhasslach bei Burghausen in Bayern versandt, wobei Waren und Brief getrennt liefen.

Noch am selben Tag schleppte man die Waren über die Donaubrücke und gab diese bei der Königliechen Güter Expedition (K.G.E.) in Neu-Ulm auf, was man auch auf eigener Seite hätte tun können. Auch hatte man einen (oder mehrere?) Brief(e) dabei, wollte aber nicht durch das Amtsgebäude laufen und sich hin der Reihe der Briefpostbenutzer stellen und warten, bis man edlich an die Reihe käme. Da war es doch nett, wenn der Beamte der K.G.E. auf die Frage: Können wir den bei Ihnen auch abgeben, frankiert ist er ja schon? anwortete, klar doch, her damit.

Schwupps waren die 2 blauen 3 Kreuzermarken entwertet und der Brief später der Briefpostexpedition Neu-Ulm übermacht, die ihn dann auf seine Reise schickte. Die Entfernung Ulm - Burghausen betrug 211 km und demnach hätte der Brief 9 Kreuzer gekostet, so nur 6, so dass es sich lohnte. Die Kostenersparnis bei der Fracht vermag ich aber nicht auszurechnen, sie wird aber sicher um einiges höher gewesen sein, als die vergleichsweise läppischen 3 Kreuzer.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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