Thema: Altdeutschland Preussen: Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 29.10.2019 18:09:52 Gelesen: 17489# 52@  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist siegelseitig nicht ganz komplett und ein XXL - Format, jedenfalls für die damalige Zeit. Er sollte ganz frankiert werden und wurde in München am 7.2.1834 unter Recommandation aufgegeben. Wie viel der Absender zahlte (stand mal hinten drauf), ist nicht bekannt.



Der Empfänger war der kgl. preussische Hofgerichts Advocat Herr Greve II zu Arnsberg in Herzogthum Westphalen.

Der Absender hatte unten links vermerkt: per Frankfurt a/M Gegen rücklaufenden Empfangsschein. Er wollte also das Franko bezahlen, die Recommandation (4 Kreuzer) und den Rückschein (12 Kreuzer).

Das allein wäre schon ein außergewöhnlich seltener Brief, weil er sicherlich das ein oder andere Loth gewogen haben muss. Aber oben links (statt unten rechts, wie üblich) steht "frei", doch ganz frankiert scheint er wegen eines Wiegefehlers in München nicht gewesen zu sein, denn in blauer Tinte steht 22 Sgr. = 22 Silbergroschen Weiterfranko, ein kleines Vermögen.

Darunter in sepia Tinte 22 fr 60 Sgr., daneben in Schwarz 7 Loth und in roter Tinte (Preussen) reicht nicht 3 1/2 (Sgr.) und mit gleicher Tinte 12 (Sgr.).

Oben rechts 760 war die Reco - Nr. von München und das # Zeichen in Sepia vor Nürnberg bedeutete, dass der Brief in Reco - Manual über Nürnberg weiter gelaufen war.

Siegelseitig, nur noch ca. 50% vorhanden, lese ich 9 1/2 (Sgr.?) und 18 in Rötel, wohl eine Kartierungsnummer.

Wenn Bayern 22 Sgr. (oder das Äquivalent in Gutengroschen?) als Weiterfranko für Preussen notiert haben sollte (blaue Tinte eigentlich immer von Nürnberg), dann hätten wir einen überschweren Brief des Postvertrages Bayern - Preussen vom 4.5.1816. Zu Beginn war nur die Teilfrankatur gewünscht, aber später (sic!) muss auch die Ganzfrankatur zulässig gewesen sein.

Leider liegen mir die Briefposttarife Preussen von 1834 nicht vor - vertraglich mit Bayern galt einfach bis 1 Loth, bis 1,5 Loth der 1,5fache Satz usw..

Wenn Bayern 22 Sgr. = 22 x 3,5 Kreuzer = 77 Kreuzer als Weiterfranko angesetzt haben sollte, entsprach dies ca. 19 Gutengroschen. Da es aber offensichtlich zu wenig war und total 12 Sgr. nachgefordert wurden beim Empfänger, hätte es vlt. eines richtigen Weiterfrankos i. H. v. 22 + 12 Sgr. = 34 Sgr. = 119 Kreuzer, also fast 2 Gulden, sein müssen.

Vlt. weiß einer mit Ahnung von den preussischen Tarifen, hier für Entwirrung zu sorgen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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