Thema: (?) (1063/1072/1078) Bahnpostmarken und Bahnpoststempel
drmoeller_neuss Am: 08.11.2009 18:46:14 Gelesen: 1008437# 161@  
@ HEFO58 [#159]

Wenn dieser Brief echt ist, dann gibt es auch den Weihnachtsmann. :-)

Erst zum "Beiwerk": Eine "ATM-Versuchsamt Köln Hbf" gab es nie, wohl ein normales Postamt im Hauptbahnhof (5000 Köln 1). Ob dort Automatenmarken am ersten Tag verwendet wurden, weiß ich nicht. Möglich ist es, schließlich war es ein Postamt mit verlängerten Öffnungszeiten und viel Publikumsverkehr.

Den D233 gab es tatsächlich (für die jüngeren unter uns: D-Zug, eine Einrichtung der Deutschen Bundesbahn, meistens eine Ansammlung musealer Eisenbahnwaggons, hieß dann später Interregio und ist heute in die Intercity-Linien integriert).

http://www.vonderruhren.de/aachenbahn/seiten/nord.php

Allerdings stimmt der Laufweg nicht: Wenn man auf eine Karte schaut, macht die Strecke wenig Sinn. Vielmehr nahm der Nord-Express folgende Strecke: Kobenhavn (Kopenhagen) - . . . - Köln - Aachen - Welkenraedt - Verviers - Liège-G. (Lüttich) - . . . - Paris Nord und umgekehrt.

(noch einmal für die jüngeren unter uns, denen "Welkenraedt" nichts sagt: muss es auch nicht, die ist ein kleines Kaff hinter Aachen auf belgischer Seite. Vor der Schengen-Zeit sind die Zoll- und Paßbeamten in Aachen eingestiegen, haben dann im Zug kontrolliert, und in Welkenraedt auf belgischer Seite wurde das Personal ausgetauscht. Die Bahnhöfe waren entsprechend groß ausgelegt. Heute halten dort nur noch Regionalbahnen von Aachen nach Liege, Grenzkontrollen gibt es natürlich nicht mehr).

Was auf dem FDC an Unsinn steht, interessiert die Post nicht. Deswegen kann der Beleg immer noch echt sein.

Nun zu dem Beleg: Die Automatenmarken wurden am 02.Jan.1981 eingeführt. Am ersten Tag gab es schon Leerdrucke? Welch ein Zufall. Der Zug hat am Ersttag auch diesen komischen Lauf genommen, und ist extra für diesen Beleg einen riesen Abstecher gefahren?

Und weil es so viele Belege waren, sind die deutschen Postbeamten bereits tief im belgischen Gebiet tätig geworden. Leider ist bei der Masse der zu bearbeitenden Belege auch noch der orginal Stahl-Bahnpoststempel in die Brüche gegangen, weswegen man eiligst dieses Provisiorium aus Gummi beschafft hat. Da die Belege ohnehin nur für deutsche Kunden gedacht waren, hat man auf die offizielle französische Bezeichnung "Liege" verzichtet und Lüttich verwendet. Als Kundendienst hat man kein Datum mit gestempelt, um auch später aufgegebene Belege noch zu Ersttagsbriefen machen zu können.

Eine gute Idee ist der rückseitige Aufkleber als Verkaufsförderung. Man kennt das ja schon vom Sommerschlußverkauf. Auf den Preisschildern ist der alte Preis in rot durchgebalkt, und der neue, drastisch niedrigere Preis bereits aufgedruckt. Wie oben schon gesagt, gibt es wirklich Menschen, die daran glauben, daß jemand alle Etiketten abschneidet, zur Druckerei einschickt, und dann die überdruckten Etiketten wieder an der Ware angebracht werden. Genauso wie viele Menschen an den Weihnachtsmann und viele Sammler daran glauben, daß dieser Beleg echt und 175,-- DM (d.h. knapp 90 EUR) wert ist. :-)
 
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