Thema: Neuerscheinungen philatelistischer Literatur
Altmerker Am: 02.11.2019 16:26:22 Gelesen: 8737# 16@  
Hallo,

ich weiß gar nicht, ob es hier die richtige Rubrik ist. Von Berufs wegen befasse ich mich ja mit Literatur. Nun ist mir ein Buch untergekommen, das in einer Grauzone chargiert: Illustrieren Briefmarken Texte oder werden Marken betextet? Der Autor behauptet, dass er ein Exponat gemacht hat. Finde ich in den BDPh-Annalen jedoch nicht.

Gruß
Uwe

Hier der durchaus verschiebbare Text:

Es gibt Buchtitel, die beim ersten Lesen etwas täuschen. „Israel - Land und Volk des lebendigen Gottes“ von Horst Ruoß, im Lichtzeichenverlag erschienen, gehört dazu. Denn der üppig ausgestattete Band hat mit 19,95 Euro ein bestes Preis-Leistungsverhältnis und könnte ein Leitfaden für ein thematisches Exponat mit Potenzial sein. Nicht jede religiöse Auslegung wird nur Beifall von Lesern und Betrachtern beklatscht, manche Kritiker finden, Autor wie Verlag seien arg missionarisch-kreationistisch unterwegs.

Die Geschichte Israels und damit auch die biblische Geschichte werden in diesem Buch durch Briefmarken illustriert. Doch gleichsam kann der Philatelist aus dem Wissen des Autoren seinen Text fürs Israel-Exponat schöpfen. Der großformatige wie gewichtige Band ähnelt einem Kompendium nicht allein 70jähriger Geschichte des Staates Israel. Die 221 Seiten schlagen den Bogen vom biblischen Zeitalter bis in die Neuzeit, von den grafisch eher schlicht gestalteten Briefmarken des Beginns bis zu preisgekrönten, aufwendigen Motivlösungen. Auffallend, außer den israelischen Briefmarken findet sich nur die Gemeinschaftsausgabe mit Deutschland und werte aus dem Autonomiegebiet im Buch. Hochachtung vor dem Sammler und Briefmarkenfreund Ruoß, der alle abgebildeten Marken mit der entsprechenden Michel-Nummer versieht. Thematisch reicht das Spektrum von der Medizin über Technik und Landwirtschaft bis zu omnipräsenten Darstellung der biblischen Geschichte. So zeigen sich schnell Schnittpunkte zwischen den Sammlern der Motivgruppe Papier&Druck, deren Papyrus-Fragmente und Schrifttafeln recht nah sind, mit den Israel-Philatelisten und der Sammlergilde St. Gabriel. Noch dazu, weil sich der Autor zu einer Zweiteilung des Mammutwerkes entschied. Stehen im weit ausufernden die Facetten des Lebens im Staat Israel im Mittelpunkt, behandelt der zweite die Schöpfung, die biblischen Verheißungen und Prophetien.

Nur sehr wenige Dinge lassen sich philatelistisch nicht illustrieren, so dass der Autor auf Karten, Skizzen und einzelne Fotos zurückgreift. Beeindruckend die Farbigkeit der Abbildungen, deren Qualität der De Groot Druckerei in den Niederlanden zu verdanken ist. Steht aus verständlichem Grund Jerusalem als „Kronjuwel“ stark im Fokus, führt Ruoß seinen Leser und Betrachter auch nach Kapernaum, Nazareth und in den Garten Gethsemane. Etwas ärgerlich wird es dort, wo nach liebeswertem subjektiven Erzählen plötzlich stark politisch referiert wird oder zu viele vermeidbare Zeichenfehler den Leser verärgern oder philatelistische Begrifflichkeiten nicht getroffen werden. Doch als Basis für künftige Israel-Exponate ist der Band ebenso geeignet wie er das Bücherregal ziert. Wobei man als Philatelist das viel beschworene Exponat des Autoren gern mal in einer Rang-Ausstellung begutachten würde.

Horst Ruoß: „Israel – Land und Volk des lebendigen Gottes“, Lichtzeichen, 219 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 9783869543574
 
Quelle: www.philaseiten.de
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