Thema: Deutsches Reich Feldpost 1. Weltkrieg
DFP14-18 Am: 02.12.2019 23:06:10 Gelesen: 331791# 593@  
Heute möchte ich eine Feldpostkarte vorstellen aus der Anfangszeit des Krieges, also aus dem August 1914.

Es handelt sich um eine typische "Regimentskarte" des Infanterie-Regimentes 163. Solche Karten wurden üblicherweise in Friedenszeiten verwendet. Der Druck des Adressenblockes ist in dieser Form dennoch eher selten. Neumünster war die Garnison des Regimentes. Am 18.8.14 teilt der Soldat seine Adresse mit "Rekruten Abteilung Neumünster 163" mit, er gehörte zum Ersatz-Bataillon des Regimentes, verblieb deshalb vorerst in Neumünster. Die aktiven Bataillone des Regimentes waren bereits zur Sicherung von Küstenorten und Wasserstraßen andernorts eingesetzt. An diesem 18.8.14 begann der Abtransport des aktiven Regimentes zur Westfront!Das Ersatz-Batln hatte auch schon einen eigenen Truppenstempel, was relativ früh ist. Interessant ist der Eindruck "Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers". Diese Formulierung findet man handschriftlich, als Stempel und auch als Vignette in verschiedensten Formen. Sie diente zur Kenntlichmachung der Gebührenvergünstigung für "in Reih und Glied stehende" Soldaten und geht auf eine Order aus dem Jahr 1864 (in anderer Form schon weit früher) zurück. Während des 1. Weltkrieges kommt hin und wieder noch diese Bezeichnung vor, obwohl sie wegen der nun gültigen Feldpostbestimmungen nicht mehr notwenig war. Die Bezeichnung als "Feldpost" war nunmehr ausreichend aber notwendig. Der Absender hat dies auch so gehandhabt und mit Bleistift notiert. Der Tagesstempel von Neumünster ist auch nicht an der üblichen Position zu finden, denn vor Abgabe beim Ortspostamt (eine Feldposteinrichtung gabe es dort natürlich nicht) wurde der Soldatenbrief-(=Truppen)-Stempel zum Nachweis der Berechtigung zur Gebührenfreiheit angebracht; und zwar an der Stelle wo eigentlich der Tagesstempel hingehört, aber der musste nun "ausweichen". Wir finden also verschiedenste typische Merkmale an dieser Karte.



So gehört diese Karte als Schmuckstück in meine Sammlung "Die ersten 40 Tage".
Darüber habe ich 2014 (100 Jahre nach Kriegsbeginn) ein Buch veröffentlicht, welches bei Interesse noch zu erwerben ist.



Mit Sammlergruß und guten Wünschen für die Adventszeit
Uli
 
Quelle: www.philaseiten.de
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