Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 16.11.2009 14:37:32 Gelesen: 1171629# 216@  
Wenn der Brief aus dem Kriegsgebiet kommt

Landes-Zeitung / jp, Bückeburg (03.11.09) - Mit einer Sonderschau hat der Briefmarkensammler-Verein Bückeburg bei seinem jüngsten Tauschtag die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ulrich Wilke vom Briefmarkensammler-Verein Minden präsentierte eine Auswahl seiner inzwischen äußerst umfangreichen Sammlung von Briefen und Postkarten zum Thema Feldpost. Geladen hatten zu dem rege besuchten Tauschtag, bei dem nicht nur Briefmarken, sondern auch Ansichtskarten, Münzen und Telefonkarten ausgestellt und getauscht wurden, wieder die Bückeburger Philatelisten gemeinsam mit dem Briefmarkensammler-Verein Rinteln in die Räumlichkeiten des Gymnasiums Adolfinum.

Seit 1992 beschäftigt sich Ulrich Wilke, selbst bis 1995 aktiver Soldat in der Heeresfliegertruppe, intensiv mit dem Thema Feldpost. Damals war seine Einheit, das Heeresfliegerregiment 10 aus Fassberg, am Auslandseinsatz der Bundeswehr in Somalia beteiligt. Seitdem sammelt der Stabsfeldwebel a.D. Postkarten und Briefe, die Kameraden im Einsatz in die Heimat schrieben und die sie dort von zu Hause erreichten. Nachschubsorgen hat Ulrich Wilke, der auch zweiter Vorsitzender der Gesellschaft für Wehr und Sicherheitspolitik Sektion Minden ist und vor einem Jahr eine Vortragsveranstaltung in der Schäferkaserne zum Thema Feldpost organisierte, nicht: „Überall dort, wo die Bundeswehr im Auslandseinsatz ist, dort sind auch Heeresflieger.“

Generell gewinne das Thema Feldpost mit der steigenden Zahl von Auslandseinsätzen immer mehr an Bedeutung, so Ulrich Wilke: „Angesichts von immer mehr und gefährlicheren Einsätzen wird die Feldpost immer wichtiger, nicht nur für die Kameraden selbst, sondern ganz besonders für ihre Familien, die sind schließlich genauso betroffen.“ Dabei sei es ein landläufig weitverbreiteter Irrtum, Soldatenpost werde ausschließlich im olivgrünen Sack und auf Militärtransportern von A nach B transportiert. „Die Feldpost gehört zwar formell zur Bundeswehr, wird aber von der Deutschen Post AG abgewickelt.“

Im Rahmen des Briefmarkentauschtages im Gymnasium Adolfinum wurden ausnahmslos Briefe und Postkarten sogenannter Sonderfeldpostämter des Jahres 2009 ausgestellt. Deren Besonderheit: „Sonderfeldpostämter sind reine Friedenspostämter, die anlässlich von Jubiläen oder runden Geburtstagen eröffnet werden, beispielsweise, wenn ein Verband fünfzig Jahre alt wird“, erklärt Ulrich Wilke. „Solche Belege sind ziemlich selten, weil es diese Stempel jeweils nur für wenige Stunden gibt. Danach verschwinden sie für immer wieder in der Schublade.“

So rege auch der Besuch des Tauschtages ausfiel, so nüchtern sehen die gastgebenden Bückeburger Briefmarkensammler die Zukunftsaussichten ihres eigenen Vereins. Der Verein sei stark überaltert, gibt der erste Vorsitzende Dieter Wehling unumwunden zu, und junger aktiver Nachwuchs sei trotz intensiver Bemühungen nicht in Sicht. „Gerade hier in Bückeburg haben wir jahrelang wirklich alles versucht, um Jugendliche und junge Erwachsene für unser Hobby und unseren Verein zu begeistern, aber ohne Erfolg.“ So seien beispielsweise alle Versuche, über den Schulunterricht Kinder und Jugendliche an die Philatelie heranzuführen, im Sande verlaufen. Inzwischen zählt der Briefmarkensammler-Verein Bückeburg noch 17 Mitglieder. Erst jüngst hatte der Verein zwei Abgänge aus gesundheitlichen Gründen zu verzeichnen.

Ulrich Wilke kann aus seinem Mindener Verein von ganz ähnlichen Sorgen berichten. „Auch wir haben viele Anläufe über die Schulen unternommen, haben damit aber keinen Erfolg erzielt.“ Die Gründe für die Nachwuchssorgen seien vielfältig: So hätten sich nicht nur die schulischen Belastungen und das Freizeitangebot von Kindern und Jugendlichen verändert, auch die Interessenlage sei heute eine völlig andere als früher. Ein großes Problem stelle die Ganztagsschule dar: „Kinder und Jugendliche haben heutzutage überhaupt keine Zeit mehr für ein zusätzliches Hobby.“ Dieter Wehling sieht noch ein weiteres Problem: „Es gibt nach wie vor viele, die im stillen Kämmerlein vor sich hinsammeln, aber auf Teufel komm raus nicht Mitglied in einen Verein werden möchten.“ Die Flinte ins Korn werfen wollen Ulrich Wilke und Dieter Wehling indes nicht: „Wir geben nicht auf, immer wieder auf uns aufmerksam zu machen, da wir davon überzeugt sind, dass es auch andere Hobbys gibt als Killerspiele am Computer.“

Termin: Auf den Geschmack gekommen? Am Sonntag, 8. November, lädt der Briefmarkensammler-Verein Minden von 9.30 bis 14 Uhr zum Tauschtag ins Ratsgymnasium Minden ein. Für junge Briefmarkenfans, die sogenannten „Phil-Kids“, gibt es wieder einen Grabbeltisch mit über 10 000 Marken zur freien Verfügung. Ulrich Wilke wird auch wieder eine Sonderschau präsentieren, dann zum Thema Varusschlacht.



(Quelle: http://www.landes-zeitung.de/portal/lokales/lz-heute_Wenn-der-Brief-aus-dem-Kriegsgebiet-kommt-_arid,189269.html)
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/491
https://www.philaseiten.de/beitrag/21729