Thema: Aus den Erivan Haub Auktionen
Richard Am: 04.01.2020 09:36:12 Gelesen: 31309# 37@  
2. Erivan-USA-Auktion vom 10. Dezember 2019 bei H. R. Harmers erfolgreich!

(pcp-wm) Dieses Mal waren es 160 Lose USA-Konföderierte Staaten, die unter den Hammer kamen – und nahezu alles ging! Nahezu alles heißt genauer: nur drei Lose blieben während der Versteigerung unverkauft, was umgekehrt bedeutet: Über 98% wurden verkauft. Wahrlich eine Traumquote.

Der Gesamtausruf aller Lose lag bei ca. 376.000 US-$, war eigentlich – im Vergleich zur 1. Erivan-USA-Auktion – nicht sonderlich hoch. Es gab keine sechs- oder gar siebenstelligen „Kracher“, vieles war im vier- oder manchmal im fünfstelligen Bereich. Die Ergebnisse der Zuschläge dürften allerdings so manchen, der auf das billige Schnäppchen spekuliert hatte, eines Besseren belehrt haben. Denn nicht wenige Lose wurden zehn- oder gar 14fach hoch gesteigert und einige erreichten danach locker den sechsstelligen Bereich. So z.B. Los 62 (Goliad-Postmaster Provisional aus Texas im Paar): Es sauste von 10.000 $ auf 145.000 $! Ähnlich gut das Provisional aus Beaumont/Texas (Los 55), das bereits mit 25.000 $ angesetzt war, aber erst bei 210.000 $ zugeschlagen wurde.

Die Gesamtumsatzzahl von ca. 1.190.000 Euro bestätigte den Eindruck. Der Ausrufansatz – darunter waren allerdings auch eine Handvoll Lose, die gegen „Ausruf“, also ohne konkret bezifferten Preisansatz angeboten wurden – stieg um das 3,2 fache, lag also über 300% des Ausrufwertes! Kaum zu glauben!

Nun mochte der deutsche Betrachter aus der Ferne vielleicht annehmen, dass sich im Auktionssaal – dieser befand sich im edlen Collectors Club in New York – die Gemüter in Rage und Begeisterung gegenseitig getrieben und ständig im Übereifer überboten hätten. Weit gefehlt. Gemäß Angaben eines Beobachters waren – abgesehen von der Auktionatoren-Crew – nur vier Bieter im Saal (!). Völlig ungewöhnlich für europäische Verhältnisse. Dafür boomte das Internet und die Bieter am heimischen PC, die per live bidding für Sensationspreise sorgten, ließen kaum Langeweile aufkommen. In den USA findet das Auktionsgeschäft schon längst überwiegend im Internet statt. Angesichts der teils riesigen Entfernungen – man fliegt nicht einfach mal 4.000 oder 6.000 Km zu einer Auktion, wenn man es zu Hause leichter und kostenlos erledigen kann – ist dieses Prozedere gut verständlich.

Der Berichterstatter (Wolfgang Maassen) fühlt sich an seinen ersten New York-besuch Anfang der 1990er-Jahre erinnert. In der einst legendären Nassau Street, die einmal zu Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts hunderte von Briefmarkenhändlern-Geschäfte zählte, war kein einziges mehr, in Zeitschriftenshops gab es keine philatelistische Fachzeitschrift, Postämter waren kaum noch bestückt mit Briefmarken – das war schon damals Realität. Die Philatelie spielte sich auf dem Postversandweg ab, die Händler warben mit Preislisten, die sie über die Magazine anboten, ebenso die US-Post, die eigene Kundenzeitschriften/-angebotsofferten pflegte. Heute hat sich vieles davon ins Internet verlagert. Dies wird für die Philatelie – mit vielen Jahren Verspätung – auch in Europa der Weg der Zukunft sein. Auch, wenn dies so mancher bisher noch nicht verstanden hat oder nicht bereit ist, sich umzustellen.


 
Quelle: www.philaseiten.de
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