Thema: Deutsches Reich: Bebilderte Werbung auf Briefumschlägen und Postkarten
axelotto Am: 17.01.2020 08:00:42 Gelesen: 324765# 340@  
Einen Kaffee hab ich noch:



Dieser relativ kleine Spezialbetrieb der Nahrungsmittelindustrie wurde 1909 als roter Klinkerbau mit beherrschendem Schornstein der Rösterei an der ehemaligen Münchstraße (heute Dübener Straße) auf dem Gebiet des ersten neu erschlossenen Torgauer Gewerbebereichs an der Naundorfer Straße angelegt.

In dieser Zeit war der zwischen 1670 und 1900 rasch zunehmende Bohnenkaffeeverbrauch in Deutschland auf etwa 2,3 Kilogramm pro Kopf der erwachsenen Bevölkerung gestiegen. Massenhafte Nachfrage und Verteuerungen dieses beliebten Importgutes aus Brasilien regte die Herstellung billiger koffeinfreier Surrogate an, die mit speziellen Röstverfahren aus Roggen, Gerste, Zichorie, Lupinen, Eicheln, Mohrrüben- und Runkelrübenschnitzeln gewonnen wurden, in erster Linie aber aus Getreide. Entsprechende einfache Methoden waren in bäuerlichen Familien seit Jahrhunderten bekannt. Sie wurden aber Anfang des 20. Jahrhunderts industriell verfeinert, mit zunehmenden Erfolg als „Kaffeeersatz“ und nahrhaftes, gesundheitsschonendes, ärztlich empfohlenes Getränk angeboten und von breiten Volksschichten als preiswertes Produkt konsumiert.

1911 konnten die Gesellschafter des Torgauer Betriebes infolge rascher Umsatzsteigerung bereits als Stammkapital der Firma von 20 000 auf 70 000 Goldmark erhöhen und die Beschäftigungszahl von zehn auf 18 nahezu verdoppeln. 1912 warb das Unternehmen deutschlandweit für das „Volksgetränk“ unter der patentamtlich geschützten Bezeichnung „Torgauer Korn: Kaffee Meine Sorte“.
(Quelle: Prof. Dr. Dr. Hans-Joachim Kadatz in der Torgauer Zeitung vom 26.11.2018)

Morgen werde ich mal den Kuchen zum Kaffee präsentieren
Gruß Axel
 
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