Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
Stefan Am: 18.01.2020 14:59:16 Gelesen: 137354# 215@  
@ achim11-76 [#205]

Es kann ja auch gut sein, dass die Marke nur in Berlin ausgegeben wurde - aber Berlin ist gross und hatte viele Postämter. Ich sehe das so, wenn es eine bestimmte kritische Masse von verschiedenen Stempeln gibt, kann man davon ausgehen, das die Marke verausgabt wurde.

Wie von LK in Beitrag [#34] und 2huhu in Beitrag [#132] bereits darauf hingewiesen, existiert in den Amtsblättern des Reichspostministeriums (Jahrgang 1945) ein Hinweis auf die (geplante) Verausgabung der Mi-Nr. 909 und 910. Nachfolgend ein Scan dieser Verfügung. Mir liegt diese in diesem Fall nicht als Original sondern als Kopie vor, gebunden als Jahrgang 1945 zu einem Buch (daher die schlechte Scanqualität), welche ich (zusammen mit weiteren Jahrgängen) im vergangenen Jahr von einem älteren Sammlerkollegen erwarb:



Entgegen der in dieser Ankündigung geplanten Verausgabung zum 30.01.1945 gelangte die Volkssturmbriefmarke (Mi-Nr. 908) gemäß den Angaben im Michel Deutschland-Katalog im Februar 1945 an die Schalter, für die Mi-Nr. 909-910 wird (vorläufig?) der 21.04.1945 gelistet. Die beiden übrigen Ausgaben werden im Michel-Katalog als nicht verausgabt unter den römischen Katalognummern X und XI geführt.

Der Text im Amtsblatt vom 30.01.1945 ist so formuliert, dass die Verausgabung aller fünf Briefmarken taggleich für den 30.01.1945 angedacht gewesen sei. Es wird verfügt, dass der Verkauf in den Postämtern der Gruppen A bis F bis zum 15.03.1945 zulässig sei, dito wird eine Regelung für die Dauerbezieher von Postwertzeichen (Abonnenten) aufgeführt. Es ist allerdings bekannt, dass sich die Verausgabung der Briefmarken verzögerte bzw. nicht mehr erfolgte...

Für mich klingt der Text im Amtsblatt so, als sei die Produktion aller fünf Briefmarken in der Druckerei (in Wien) bereits erfolgt. Bei den nichtverausgabten Exemplaren Mi-Nr. X und XI sind mit Ausnahme von Exemplaren aus Vorlagekartons (gemäß den Angaben im Michel-Katalog) keine weiteren Stücke bekannt. Eventuell wurde zwischenzeitlich die gesamte Druckauflage vernichtet (bei einem Bombardement der Alliierten?).

Anstatt sich hier darüber zu echoffieren, dass die Belege Nachkriegsproduktionen sein könnten, wäre es doch mal interessant wenn jeder durch seine Sammlung geht und die gestempelten Stücke hier einstellt oder zumindest Ort und Datum nennt. Wenn die Marken nicht verausgabt wurden, dann müssten nur einige wenige Orte und Daten aufpoppen oder halt zumindest ein Stempelgerät müsste auffällig oft vorkommen, wie bei der Potscha Marke, wo es nur zwei oder drei verschiedene Stempel gibt.

In diesem Thema und im Thema "Die Poststempel Berlins" [1] werden in einigen Beiträgen Poststempel aus Berlin aus dem Monat April 1945 gezeigt, womit zumindest für die erste Hälfte des Monats April 1945 die Betriebsbereitschaft einzelner Postämter in Berlin nachweisbar ist.

Gruß
Pete

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?F=1&CP=0&ST=3914&page=0
 
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