Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 22.01.2020 11:54:04 Gelesen: 222950# 493@  
Liebe Freunde,

Ortsbriefe sind nicht selten, aber Abzugsbriefe, die einst Ortsbriefe waren, gefielen mir schon immer. Dieses kleine Faible kommt schön in dem aus München vom 8.9.1872 zum Ausdruck, der mit 1 Kr. frankiert an Frau Josefine Maurer, Kreisbaubeamtenwitwe in der Türkenstr. 73 im 2. Stock wohnhaft.



Von München II ging es nach München I natürlich noch am selben Tag, doch konnte der dortige Stadtbrieträger No. 42 keine Zustellung bewirken. Aber er fand auf seinem Bestellgang heraus, dass unsere nämliche Witwe nach Herrieden verreist/verzogen war und so gab er den Brief seinem Beamten mit diesem Bemerken retour.

Dieser erkannte als Frankatur die 1 Kr. Marke an, stellte aber fest, dass es von München nach Herrieden 170 km waren und somit ein Fernbrief vorlag, der 3 Kr. Franko und demzufolge 7 Kr. Porto gekostet hätte. Also zog man - da nicht als Fernbrief frankiert - von den 7 Kr. Porto den frankierten Kreuzer ab und belastete die Post in Herrieden mit 6 Kr. Nachporto.

Am Folgetag kam er dort an und wurde gegen 6 Kr. unserer Witwe zugestellt.

Für die Farbensammler - der Halbkreisstempel von Herrieden ist schon sehr blau und im Winkler so nicht bekannt (Sem kennt ihn und gibt 50 bzw. 100 Euro als Wert an).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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