Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
umdhlebe Am: 25.01.2020 18:51:23 Gelesen: 134324# 257@  
@ hajo22 [#255]

Ich bin dafür die Diskussion über diese Marken einzustellen, denn es drehen sich mittlerweile die Argumente im Kreis.

Tun sie nicht, und die Diskussion muss fortgeführt werden:

1. Im Michel-Katalog werden Nr. 909 und 910 als am 21. April 1945 "verausgabt" geführt. Das ist eine unbelegte Vermutung, die ich für falsch halte (siehe [#254]. Zu diesem Punkt ist weitere Forschung und weitere Diskussion erforderlich. Es gibt für das Datum 21. April überhaupt keinen Hinweis, zumal es Amtsblätter des Reichspostministeriums seit zweieinhalb Wochen nicht mehr gab.

2. Dass es von Mi-Nr. X bis XI "Druckausschuss" gibt, ist ohne jeden Anhaltspunkt. Selbst der Michel-Katalog geht davon aus, dass es ausschließlich die Marken von Vorlagekartons gibt.

3. In [#253] zeigt filunksi einen von Bühler "geprüften" und für "echt" und rar erklärten Vorlagekarton, den ich selbst als Vorlagekarton noch für gefälscht halte. Die Diskussion darüber hat noch nicht einmal begonnen.

4. In [#244] widerspricht olli0816 mir, und in [#245] Du selbst, was ich jeweils in [#252] und [#254] ausführlich zurückgewiesen habe. In [#255] wiederholst Du nun erneut die falsche Behauptung der "Mitnahme" von Probedrucken, obwohl es sich hierbei um Diebstahl gehandelt hat. Eine falsche Behauptung zu wiederholen und dann die Diskussion für beendet zu erklären ist eine Strategie, die der Verzerrung historischer Wahrheit dient und die ich hiermit abermals zurückweise.

Die Auflistung von achim11-76 in [#250] zeigt meiner Ansicht nach den Sachstand der Diskussion auf. Michel-Nr. 908 wurde verausgabt, jedoch sind weder Erst- noch Letzverwendung geklärt.

Hier zeige ich einen Beleg mit Mi-Nr. 908 vom 08.03.1945, angeblich aus Solingen-Wald, mit einem vermutlichen Falschstempel:



Der Stempel zeigt einen Punkt nach "45" aber keine Uhrzeit, das "S" ist zu klein, die beiden "N" unterschiedlich, und verglichen mit Stempel 014167 auf philastempel.de [1] passt hier fast gar nichts. Auch erscheint mir unwahrscheinlich, dass Postbedienstete im März 1945 um die (sachlich richtige) Angabe "Kurierpost Westen über Essen 1" eines jeden Briefes einen roten Kasten zeichneten.

Mir selbst habe ich die Prüfung eines weiteren Belegs vom 24.03.1945 vorgenommen, den ich für zweifelhaft halte, aber noch nicht abschließen konnte.

In Bezug auf den Titel des Threads denke ich, dass Michel nicht nur die Briefnotierungen von 909/910 streichen müsste, sondern auch die Marken als "nicht mehr verausgabt" einstufen sollte.
Eine Bestandsaufnahme sowohl von echten als auch falschen Belegen aus dem Reichsgebiet von 1945 halte ich für extrem fruchtbar, weil sie auf Auktionen rege Nachfrage erfahren und hohe Preise erzielen, und sehr wichtiges postgeschichtliches Wissen über den allmählichen Zusammenbruch des Postverkehrs 1945 liefern.

umdhlebe

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/14167
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/2916
https://www.philaseiten.de/beitrag/221431