Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
umdhlebe Am: 27.01.2020 13:51:05 Gelesen: 133917# 272@  
@ achim11-76 [#266]

Wie bereits von Pete [#223] berichtet, gab es bis zum 10. April im längst umkämpften Berlin noch Amtsblätter des Reichspostministeriums - da war der Minister selbst bereits auf der Flucht. Danach hat die nationalsozialistische Führung im zusammenbrechenden Berlin noch eine Neuaufteilung des Reichspostministeriums geplant, den Führergeburtstag gefeiert, und am 23. April die Umsiedlung in die Wege geleitet. Nach dem Suizid des Diktators hat Staatssekretär Nagel in der neuen Regierung Dönitz den "Arbeitsstab Nord" am 2. Mai übernommen und bis zur Verhaftung am 23. Mai - also geschlagene zwei Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation - ausgeübt.

Mit einem Wort - bürokratische Sorgfalt bis zuletzt. Es gibt nur wenig aus der Endzeit, das nicht dokumentiert ist, auch weil die Alliierten für die nachfolgenden Prozesse alles sorgfältig dokumentiert und archiviert haben.

@ hajo22 [#271]

Aber das untermauert doch, was bovi11, ich und andere die ganze Zeit behaupten: Mit den illegal entwendeten Marken wurde nach dem Krieg umgehend ein Bombengeschäft gemacht, daher wurde ihr offizieller Status geschönt und ihre Herkunft vertuscht. Wer heute noch "aus der Druckerei mitgenommen" statt "gestohlen" sagt, setzt diese Vertuschung fort. (Ich halte es übrigens keinesfalls für ausgeschlossen, dass Rotarmisten ein Geschäft mit der Makulatur gemacht haben - das änderte aber am Status der Marken nichts.)

Eine offzielle Auslieferung von Nr. 909 und 910 ohne Dokumentation wäre nicht "offiziell". Im Normalfall wurde die offizielle Auslieferung bereits vorher im Amtsblatt verkündet, was bis zum 10. April 1945 aber nicht erfolgt ist. Drei Tage später war Wien vollständig in der Hand der Roten Armee. Das Zeitfenster für eine Lücke ist sehr, sehr klein.

umdhlebe
 
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