Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 09.02.2020 13:01:39 Gelesen: 147722# 168@  
Unser heutiger Brief kommt sehr attraktiv daher – frankiert mit der 2. Luftpostausgabe MiNr. 199-201 und dem Luftpostaufkleber Prag – London (Horka Nr. NP1c siehe Seite 181) - auf dem Weg nach London. Ich habe ihn Zuckmantel Brief getauft, da eine Zuordnung zu einer Destination nicht möglich ist.

Aber wehe ich gebe den Brief dem Prüfer, der rennt mit Freuden sofort zu seinem Schrank mit den Stempeln und holt den größten und dicksten Falschstempel heraus und würde ihn bestimmt gern quer über die Vorderseite platzieren. Und das schon wegen der Dreistigkeit des Produzenten dieses Briefes.

Was ist geschehen ?



Zum Ersten – die 2. Luftpostausgabe war nur bis zum 31.03.1931 frankaturgültig. Das es sich hier um einen „Durchschlüpfer“ handeln könnte, ist eineinhalb Jahre nach Ungültigkeit eher unwahrscheinlich. Die tschechoslowakischen Postbeamten waren in der Regel sehr korrekt.

Zum Zweiten – der Luftpostaufkleber von 1920 Prag – London hätte zwar verklebt werden können, aber nur bei gleichzeitiger Verwendung des seit 1930 (gemäß Horka, es gibt auch Quellen die sagen 1928) erschienenen neuen blauen Luftpostaufklebers. Dieser war für Luftpostsendungen zwingend vorgegeben. Der Aufkleber von 1920 allein hätte durchkreuzt werden und der Brief auf dem Landweg befördert werden müssen.

Zum Dritten – Teplitze verfügte über keinen Flugplatz. Demzufolge hätte der Brief nach Prag auf dem Landweg befördert werden müssen, um dort auf dem Flughafen in Prag 82 oder 7 für den Flug nach London bearbeitet werden zu können. Es findet sich aber kein entsprechender Bearbeitungsvermerk (Stempel) auf dem Brief.

Eine zweite Möglichkeit wäre der Weg per Bahn nach Dresden oder Berlin gewesen, aber auch hier hätten diese Flughäfen einen Transit bzw. Bearbeitungsstempel für Flugpost am Brief angebracht (Beispiele liegen mir vor).

Zum Vierten – der Stempel Zuckmantel.BHM ** Cukmantl v. Cechach C.S.P. Buchstabe a existiert zwar [2], ist aber eindeutig nachverwendet worden. Sein Einsatz war im Zeitraum 1920 – 1927 regelkonform. Er ist in diesem Fall eindeutig zu Fälschungszwecken eines ganzen Beleges verwendet worden.

Das Einzige was an diesem Brief stimmt ist das Porto. Für einen Auslandsbrief 2,50 Kc und für die Luftpostbeförderung ab 05.06.1930 1,50 Kc.

Ich bedanke mich bei dem Sammler, der mir nach Aufklärung über den Sachverhalt den Brief zur Veröffentlichung überlassen hat, um ihn hier vorzustellen. Ich bedanke mich ebenfalls bei Rudi63, der mir konsultativ für diesen Beleg zur Verfügung stand. Es ist sicherlich eine große Ausnahme, eine solch umfangreiche Fälschung eines Luftpostbriefes der 2. Luftpostausgabe zu finden.

Gruß
Detlev

[1] Monografie der tschechoslowakischen Marken Band 14, Seite 310 , Nummer 2789
[2] ebenda Band 17, Teil I , Seite 140 Nummer 255 Ziffer 1
 
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