Thema: Ochsenköpfe aus Rumänien Fürstentum Moldau und aller Welt
Heinz 7 Am: 16.02.2020 11:29:13 Gelesen: 19055# 39@  
@ Marco75 [#37]

Lieber Marco,

vor mehr als 50 Jahren war ich einmal ganz aufgeregt. Ich hatte anhand eines Briefmarkenkataloges versucht, die Briefmarken meines Grossvaters wertmässig zu bestimmen. Eine Briefmarke war etwa 20 Mal vorhanden, und ich las einen Katalogwert von CHF 500. Ich konnte damals schon gut kopfrechnen und fragte ungläubig, ob diese Marken nun CHF 10'000 wert seien?

Es war ein Sonntagmorgen und meine Eltern schliefen noch. In meiner Aufregung weckte ich sie und eröffnete ihnen meinen "Sensationsfund". Natürlich waren auch sie interessiert an den Fragen von Klein-Heinz.

Es war dann allerdings auch Klein-Heinz, der bei einer Nachprüfung feststellte, dass alle meine Marken Faserpapier hatten, und nicht weisses Papier, wie die Marke, die im "Zumstein" als erste abgebildet war. 20 x 90 Rappen war damit das neue Verdikt. Also 18 Franken statt 10'000.

Naja - so zerplatzen wohl viele Briefmarkensammler-Träume. Es hat mir nicht nachhaltig geschadet, aber ich bin seither sehr vorsichtig geworden mit der (Vor-)Freude, ich würde sehr wertvolle Marken besitzen!

Warum erzähle ich Dir das alles? - Nun, ich musste unwillkürlich an dieses mich prägende Erlebnis denken, als ich Deinen Beitrag heute entdeckte.

Also: bitte träume nicht zu sehr von einem Superfund. Vermutlich hat Martin recht [#36]. Aber die Geschichte ist so schön, und regt die Phantasie an, dass auch ich gerne ein bisschen mit Dir träume.

Eine 81-Parale Marke als Einzelfrankatur auf vollständigem Brief wäre eine Weltrarität, die es ... in null Exemplaren gibt! Das höchste der Gefühle eines Rumäniensammlers lösen bereits FRAGMENTE von Briefen aus, und JEDE 81 Parale-Marke gestempelt ist eine Grossrarität im Wert von, sagen wir: mindestens Euro 20'000.

Wenn zum ersten Mal eine Einzelfrankatur der Nummer 3 auf den Markt käme, wäre dafür ein Ausruf von Euro 100'000 absolut gerechtfertigt. Ich bin sicher, der Brief würde zu diesem Preis verkauft!

Aber - der Brief ist sehr wahrscheinlich eine Fälschung.

Aufgrund eines scans kann man nur wenig Verbindlches sagen, aber anbei trotzdem ein Versuch:

1) Der Briefbogen sieht echt aus. Die Adresse des Briefempfängers ist wohl bekannt und es gibt hunderte von Briefen an diese Adresse.
2) es irritieren mich aber diese seltsamen gelben, roten und schwarzen Punkte
3) die Marke hat ein schwaches, sehr schwaches Druckbild. Das heisst noch nichts, und ist - bei einer Marke, die im Hand-Einzeldruck hergestellt wurde - auch möglich. Sie erschwert uns aber die nähere Bestimmung
4) der Schnitt der Marke ist interessant (unregelmässig, 2 Ecken sind leicht abgetrennt). Ein Fälscher würde dies wohl kaum machen.
5) die Farbe des Papieres (der Briefmarke) gefällt mir gar nicht. Die Marke sollte auf bläulichem Papier gedruckt sein. Im vorliegenden Fall sehe ich eher weisses (bis gelbliches) Papier. Dies würde wieder auf eine Ganzfälschung hindeuten
6) Martin hat richtig auf das unstimmige Datum hingewiesen! Der Stempel "FOKSCHANI 6/3"(?) passt nicht. Gemäss Handbuch Heimbüchler gilt "Bislang sind auf der 1. Ausgabe Daten vom 29.7.-31.10.1858 bekannt" (Handbuch 1994, Seite 70)

Drehe doch den Brief einmal um. Ist der Briefbogen beschrieben? Hat er ein Datum?

Ich vermute, dass ein echten Theologo-Brief mit einer Fälschung der Nummer 3 ergänzt wurde. Um das Ganze glaubhafter zu machen, wurde ein falscher(?) roter Zweikreisstempel "MOLDOVA" (Gruppe M1) angebracht. Dabei hat der Fälscher einen groben Fehler gemacht, weil er der Verwendungszeit keine Beachtung schenkte.

Trotzdem ist das Ganze ein atemberaubendes Stück, das ich zur definitiven Prüfung unbedingt an den Rumänien-Prüfer Dr. Gertlieb Gmach schicken würde. Seine Adresse ist:

Dr. Gmach, Gertlieb (DE)

Zankenhauser Str. 29
82279 Eching a. Ammersee
Deutschland
Fon: +49 8143 8659
E-Mail: gertlieb@t-online.de

Ich würde das Stück auch gerne im nächsten "RUMÄNIENSAMMLER" beschreiben (der Fachzeitschrift der ARGE Rumänien). Wenn Du mir Deine Adresse gibst, gebe ich Dir meine Kontaktdaten an.

Herzliche Grüsse und vielen Dank für's Zeigen dieses "Sonntags-Märchens".

Heinz
 
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