Thema: Phila Bags - Fälschung oder echt?
filunski Am: 01.04.2020 12:21:38 Gelesen: 3838# 1@  
Verehrte Kenner und Freunde philatelistischer Randgebiete,

in der letzten Ausgabe des BDPh Magazins "philatelie" vom April 2020 stellt uns der erfahrene und bekannte Philatelist Helmut Oeleker ein neues Sammelgebiet "Mythen in Tüten" vor. Für einige unter uns ist dieses Gebiet nicht ganz so neu, da wir uns schon länger damit beschäftigen und da auch schon so manches "Tüten-Schätzchen" gerettet haben. Bislang waren es aber wirklich nur einige Insider die sich diesem wahrscheinlich stark unterschätzten, bzw. nicht beachteten Randgebiet der Philatelie gewidmet haben. Wie so oft sieht das im Ausland auch anders aus, so sind z.B. die im Englischen "Phila-bags" genannten Tütchen in den USA durchaus eine geschätzte Ergänzung zu herkömmlichen Sammlungen.

Zu den Einzelheiten dieser "Phila-bags" informiert uns Helmut Oeleker sehr ausführlich in seinem interessanten Artikel in der philatelie den ich jedem interessierten Sammler nur empfehlen kann.

Da ich mich selbst schon sehr lange, seit ca. 50 Jahren, mit diesem Gebiet beschäftige möchte ich dazu mal ein paar Beispiele zeigen. Hier noch eine aus meiner Jugendzeit original verschlossen erhalten gebliebene Briefmarkentüte, wie sie in den 1960/70er Jahren von Esso beim Tanken von mindestens 20 Litern Kraftstoff dem Kunden überreicht wurde:



Der philatelistische Inhalt, die Marken, waren zwar meist sehr bunt, aber natürlich nicht unbedingt philatelistische Raritäten. Für die damaligen Jungsammler aber durchaus ganz spannend. Aus einer mir u.a. noch mit Originalinhalt erhalten gebliebenen Tüte kann ich dazu dieses Beispiel zeigen:



Auch in unserem Nachbarland Österreich gab es solche Produkte, hier von der Kronen-Zeitung:



Heute ist es aber nicht mehr der Inhalt dieser Phila-bags der unser philatelistisches Interesse erweckt, sondern vielmehr die verschiedenen Tütchen selbst. Diese erzielen in Kennerkreisen teilweise inzwischen schon recht interessante Preise, sind sie doch kaum mehr zu erhalten, da sie meist als uninteressant entsorgt wurden.

Wie so oft bei wachsendem Interesse an philatelistischen Produkten und damit einhergehenden steigenden Preisen, sind auch gleich Fälscher dabei auf diesen Zug aufzuspringen. Schon vor einiger Zeit wurden auf Verkaufsplattformen im Internet solche gefälschte Phila-bags zu vermeintlichen Schnäppchenpreisen und der Verlockung einer sehr schnell steigenden Preisentwicklung angeboten und auch verkauft. Meist handelt es sich dabei um Produkte aus Fernost.

Informationen dazu bekam ich von dem, abseits einer breiten Öffentlichkeit arbeitenden BbpPP [1]. Innerhalb diesem gibt es den AK (Arbeitskreis) IEPB (International Experts on Phila Bags). Darin arbeiten zwei sehr versierte Experten, die Herren Glenn Miller (GM) und Glen Fiddich (GF) an der Erkennung und Prüfung besonderer Merkmale dieser Phila-bags. Als besonders fälschungsgefährdet und auch schwer zu prüfen hat sich dabei gerade das gezeigte Esso-Tütchen erwiesen. Beide Experten raten dazu diese Tütchen nur geprüft zu erwerben. Die Prüfung erweist sich dabei als nicht ganz einfach. Der Experte muss dazu das Tütchen vorsichtig an einer Längsseite auftrennen, sich von den, dann nur unter einem Mikroskop erkennbaren (mir leider nicht verratenen) besonderen Merkmalen, überzeugen. Dann wird das Prüfsiegel und das Namenszeichen (in dokumentenechter Tinte) angebracht und das Tütchen wieder vorsichtig verschlossen. Zu erkennen ist das Prüfzeichen dann, indem man das Tütchen gegen eine starke Lichtquelle hält.

So sieht es im Original, am noch geöffneten Tütchen, aus:



Hier geprüft GF, Glen Fiddich.

Zum Schluß kann ich auch noch beide Origialprüferzeichen hier zeigen, die mir heute am 1.4. zur Verfügung gestellt wurden:



Oben GF, Glen Fiddich, unten GM, Glenn Miller.

Also aufgepasst beim Kauf von "Phila-bags"!

Viele Grüße und bleibt gesund,
Peter

[1] Bund besonderer philatelistischer Produkte Prüfer (gegr. am 1.4.1994 im brandenburgischen Schilda) - spezialisiert auf die Echtheitsprüfung besonderer philatelistischer Nischenprodukte, wie z.B. Aufkleber philatelistischer Messen, Zähnungsschlüssel etc. und eben auch der "Phila-bags"
 
Quelle: www.philaseiten.de
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