Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 07.04.2020 13:23:02 Gelesen: 220235# 509@  
Liebe Freunde,

ach, nur wieder so ein langweiliger Dienstbrief vom alten bayern klassisch, warum sollte man sich das durchlesen, oder gar noch ansehen?

Na ja, vlt. doch, denn eine portofreie Regierungs - Sache ging am 15.9.1868 vom Landgericht Mindelheim an den Notar Zimmermann in Dingolfing ab, die die Expeditionsnummer 1228 trug. Aber der Brief, der am Folgetag schön mit dem Zierstempel von Dingolfing abgestempelt wurde, zeigt noch einen Vermerk, der ausgekratzt wurde und der lautete: "Mit einer Beilage".





Nun, offensichlich wurde der Brief letztlich doch ohne Beilage verschickt, aber warum machte man sich die Mühe, selbigen Satz auszukratzen? Erstens war alles, was ein Absender auf die Vorderseite (s)eines Briefes schrieb, Teil der Adresse und durfte nur von ihm, wenn es Änderungen gab, auch wieder gestrichen, verändert oder wie hier (selten!) ausgekratzt werden. Die Post durfte das nicht, denn die Post durfte keine Änderungen der Adresse vornehmen (außer bei späteren Nachsendungen).

Oder aber, man schaffte es, die Beilage doch noch im Brief selbst unterzubringen und benötigte daher keinen Bindfaden und sonstige Umverpackungen.

Auch wäre es möglich gewesen, die Beilage separat zu versenden mit neuer Anschrift, weil z. B. Brief und Beilage über 1 Pfund gewogen hätten und damit mit der Fahrpost zu befördern gewesen wären (nur bei Dienstpost - Post von Privaten war anders zu befördern). Jedenfalls war eine Beförderung mit der Fahrpost nicht gewünscht und fand auch nicht statt.

Vermutlich weden wir es nie mehr heraus finden, warum man den Vermerk strich - aber viele Briefe dieser Art gibt es nicht und für einen BP$ nehme ich dergleichen immer mit - vor allem mit Zierstempel, ob hinten, oder vorne.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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