Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 07.04.2020 13:41:33 Gelesen: 169986# 393@  
Liebe Freunde,

ab dem 1.1.1861 mit dem neuen Postvereinsvertrag war es im DÖPV erstmals möglich, unfrankierte Briefe unter Reco zu versenden - zuvor unterlagen diese Briefe dem Frankozwang.

Nun aber war das Porto/Franko und die Recogebühr immer zusammen einzuziehen - also entweder der Absender zahlte das Franko und die Recogebühr, oder der Empfänger hatte dies zu tun - eine teilweise Bezahlung durfte nicht stattfinden.



Bei einem Portochargébrief aus Barmen - Wupperfeld vom 22.9.1865 von der Firma Heegmann & Mosthaler an die Firma Carl Barthe & Sohn in Reuth bei Erbendorf in Bayern gab man folglich seinen Brief auf, bekam einen Postschein mit der Nr. 214 (s. oben links unter dem preussischen Stempel "Recommandirt" und sah seiner weiteren Zukunft gelassen entgegen (also nicht so wie heute).

Die Aufgabepost hatte nun das Porto und die Recogebühr in einen Betrag zusammen zu fassen und in der Währung der Abgabepost in blau zu notieren - hier 18 Kreuzer. Diese setzten sich zusammen aus 9 Kreuzer Postporto für Briefe unter 1 Loth über 20 Meilen, 3 Kreuzer Portozuschlag und 6 Kreuzer Recogebühr.

Schon am Folgetag kam der Brief an und wurde der Firma Barth gegen 18 Kreuzer ausgehändigt. Diese flossen komplett an Preussen zurück, wobei hier postalisch 3 + 1 + 2 = 6 Silbergroschen verrechnet wurden, aber 6 Silbergroschen paritätisch genau 21 Kreuzern entsprachen, so dass Preussen bei Portochargébriefen in die süddeutschen Staaten im Schnitt 3 Kreuzer weniger bekamen, als nach Ländern mit Groschenwährung.

Aber das wird nicht der Grund sein, weshalb sie nicht wirklich häufig sind und der Grund der Existenz dieses Briefes, so wie er ist, zeigt sich nur aus dem Inhalt, der gottlob noch vorhanden ist:

"Einliegende fl. 80 (80 Gulden) keine Kreuzer 30. September p(er) Vilshofen

- " - 189 Gulden 53 Kreuzer 4. November p(er) Frankfurt am Main -

in summa 269 Gulden 53 Kreuzer wollen Sie uns unter gef(lissentlicher) Anzeige gutschreiben.

Mit aller Achtung!

Heegemann & Mosthaler"

Man hatte also 2 Wechsel über immerhin fast 270 Gulden (Jahresgehalt eines normalen Postbediensteten damals) dem Brief eingefügt und dafür die Recommandation vorgezogen, denn jetzt war der Verbleib des Briefes nachforschbar - ohne Reco natürlich nicht. Diese 2 Groschen bzw. 6 Kreuzer extra war man gerne zu zahlen bereit, obwohl man eigentlich einen Wertbrief (Fahrpost!) hätte verschicken sollen, denn die Versicherungsgebühr hier betrug nur 24,5 Gulden pro Einschreiben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/5448
https://www.philaseiten.de/beitrag/228712