Thema: Motiv Flugzeuge
filunski Am: 09.04.2020 22:47:50 Gelesen: 523541# 1062@  
@ wajdz [#1061]

Hallo Jürgen und alle Flugzeugfans,

du gestattest, dass ich deinen Beitrag noch ein klein wenig "nachbessere". ;-)

Diese Markendesigner und Grafiker sind manchmal ganz schön hinterhältig und bauen so kleine Details ein. Wahrscheinlich nur um die Motivsammler ein wenig an der Nase herumzuführen.

Schauen wir uns doch diese Marke nochmal genau an. Der dazu gehörige Satz zum UPU-Jubiläum wurde 1949 in einigen Ländern des damaligen Commonwealth mit den gleichen Motiven, nur in verschiedenen Farben, verausgabt. Ich habe dazu mal die Marke aus St. Helena raus gesucht:

Mi Nr. 116



Auch darauf wieder das gleiche Flugzeug zu sehen, hier im Detail:



Eine Vickers Viking? Was steht dazu in Jürgens Wikipedia-Zitat "es wurde von zwei Kolbenmotoren angetrieben". Nun, bei Kolbenmotoren, wie sie zu jener Zeit für Flugzeuge bis auf wenige Ausnahmen, als Antrieb standard waren, gehörte dann auch ein Propeller dazu. Meist vorne, manchmal auch hinten (dazu hatte ich schon mal was geschrieben), aber diese Option trifft hier wohl nicht zu.

Jetzt schauen wir uns doch den Detailausschnitt mal ganz genau an:



Der gelbe Pfeil zeigt auf den Vorderteil des Kolbenmotors (?), sagen wir mal besser Triebwerks. Dort sollte sich eigentlich ein Propeller befinden, oder nicht? Ich sehe keinen. Hat bei soviel Detailtreue der Grafiker ihn vergessen, oder sieht man ihn nur nicht, weil er sich im Fluge ja so schnell dreht? Trifft wohl beides nicht zu. Was nun? Ist es am Ende doch keine Vickers Viking?

Doch, es ist sehr wohl eine Vickers Viking! Aber eine ganz besondere. Ein Einzelstück sozusagen, nämlich DIE Vickers 618 Nene Viking. Ein ganz besonderes Versuchsflugzeug, sie verrät sich durch die Triebwerke. Es handelt sich hier nicht um die damals üblichen Kolbenmotoren sondern um zwei Strahltriebwerke!

Ich zitiere mal zur Geschichte dieses ungewöhnlichen Flugzeugs eine Dokumentation des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen:

Diese Vickers 618 Nene Viking "war ein echtes Verkehrsflugzeug, das von Anfang an als ziviles Transportflugzeug konzipiert war und in seiner normalen Form von Kolbenmotoren angetrieben wurde. In einem frühen Stadium des Programms entschied das Versorgungsministerium, damals die staatliche Beschaffungsbehörde für Flugzeuge, einen Viking mit Turbojets anstelle der üblichen Hercules-Hülsenventil-Sternmotoren zu bestellen. Dies geschah teilweise, um die allgemeine Entwicklung von Düsenflugzeugen zu unterstützen und zu sehen, welche Probleme auftreten könnten, und zum Teil, um Minister und Beamte mit einem bequemen Transport für die Exekutive auszustatten. Die 107. Flugzeugzelle auf der Weybridge-Produktionslinie wurde beiseite gelegt, und die Designer planten eine Reihe von großen Veränderungen. Die vorhandenen Gondeln wurden durch völlig neue Jet-Pods ersetzt, die jeweils einen Rolls-Royce Nene beherbergten, wobei die Hinterkante des Flügels nach hinten verlängert war, um glatt in die Spitze der Gondel zu passen. Die Vickers-Hauptfahrwerke waren von einem völlig neuen Typ, der nur für dieses Flugzeug entworfen wurde, mit vier getrennten kurzen Beinen, die jeweils ein Rad trugen, das sich zurückzog, um auf jeder Seite des Strahlrohrs in der Gondel zu liegen. Im Gegensatz zu anderen Vikings wurden die Höhenruder mit Metall beplankt, und die Metallhaut an den Flügeln und am Seitenleitwerk wurde dicker als normal gemacht. Es gab auch Änderungen an Cockpit, Treibstoffsystem und anderen Dingen."

Und so sah sie in Wirklichkeit aus:



Im Vergleich dazu die "normale" Vickers Viking mit den Kolbentriebwerken:



Rhodesien Mi Nr. 225, 1978

Es lohnt sich immer wieder auch bei Briefmarken auf die kleinen Details, gerade bei Flugzeugen, zu schauen. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
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