Thema: DDR Portobestimmung von Belegen
Frankenjogger Am: 10.04.2020 15:24:44 Gelesen: 16250# 51@  
Hallo Bernhard,

erst mal herzlich Willkommen hier im Forum, und schön, dass du dein altes Hobby wieder entdeckt hast. Du wirst selbst feststellen, dass man mit der Philatelie, auch zu Coronazeiten, kaum Langeweile bekommt. Das erst einmal vorneweg.

Nun aber zu deinem Beleg. Der ist doch etwas interessanter, als man es im ersten Anschein vermuten möchte.

Ursprünglich handelte es sich um eine Postkarte von Tübingen nach Potsdam, die 10 Pf Porto kostete und mit der Ganzsache 10 Pf Heuss bezahlt war. In Potsdam hatte der/die Empfänger/in wohl keinen Aufenthalt mehr und die Karte wurde an die scheinbar neue Adresse nachgesandt. Das war ein Vorgang, der nach Postordnung (1929) soweit korrekt war.

Nun kommt aber die Eilzustellung ins Spiel, die ja ursprünglich vom Erst-Absender nicht gewünscht war, zumindest ist diese nicht mit Briefmarken der Bundesrepublik frankiert. Also musste diese von demjenigen initiiert gewesen sein, der auch die neue Adresse von H. Hassenstein kannte. Nur, eine Postkarte in der DDR kostete zu dem Zeitpunkt noch 12 Pf und die Eilzustellung 80 Pf.

D.h. in Potsdam wurde die Karte nicht angenommen und dann mit Eilzustellung wieder aufgegeben, sondern man teilte dem Postbeamten die neue Adresse mit und den Wunsch, dass diese doch per Eilzustellung nachgesandt werden sollte und bezahlte ihm 80 Pf Eilbotengebühr. Die hat er dann wohl im Postamt verklebt und verrechnet und die Karte dann auf die (schnelle) Reise nach Bremen geschickt.

Ob das in Bezug auf die Postordnung ganz korrekt war, kann ich leider nicht sagen. Zum einen ist mir nicht bekannt, ob die junge DDR 1954 schon eine eigene neue bzw. überarbeitete Postordnung hatte, in der das geregelt war (in der BRD geschah dies erst 1964), zum anderen, ob es nach alter Postordnung diese Option in dieser Form so gab. Zumindest habe ich so einen Beleg bisher noch nicht bewusst registriert. Das ist meine Erklärung für diesen schon etwas außergewöhnlichen Beleg.

Ich hoffe, dass ich mit dieser kleinen Ausführung dazu beitragen kann, dich für die hoch interessante Welt der Portostufen zu begeistern.

Frohe Ostern,
Klemens
 
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