Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 16.04.2020 13:44:05 Gelesen: 169178# 400@  
Liebe Freunde,

was machte eine Elsässer Firma aus Strasbourg nicht alles, um die Regelungen des Postvertrages zwischen Bayern und Frankreich zu umgehen? Richtig - sie gab ihre nach Bayern (vor allem der Pfalz) gerichtete Post über der Rheinbrücke im nahen Kehl auf uns sparte sich Geld. Doch wie viel genau?





Am 9.4.1863 schrieb die Firma Jerome Kob & Himly einen Brief an Isaac Feith in Ingenheim / Rheinpfalz, dem ein "Anhängend Muster ohne Werth" beigeschlossen worden war.

Durch die Postaufgabe in Baden am Folgetag ergab sich ein Postvereinsbrief, für den Baden 3 Kreuzer, sonst aber niemand etwas kassierte. Die Entfernung Luftlinie Kehl nach Ingenheim betrug 66 km und lag somit noch unterhalb von 10 Meilen. War der Brief unter 1 Loth leicht (16,66g) und er mit dem Muster bis 2 Loth schwer, kam der verbilligte Frankosatz von 3 Kreuzern zur Anwendung, so wie hier (wobei generell 3 Kreuzerbriefe mit anhängenden Mustern ohne Wert selten sind!).

Die Frage stellt sich nun, was der Brief bei einer Postaufgabe in Strasbourg gekostet hätte? Nun, der PV Bayern - Frankreich vom 1.7.1858 hilft weiter. Im § 6 wurde vermerkt, dass Muster, wenn ihnen Briefe folgten wie hier, keine Ermäßigung zu geniessen hatten, somit für je 10g Gewicht 40 Centimes = 12 Kreuzer zu bezahlen waren.

Da hier kleine Metallmuster verschickt wurden, wäre es theoretisch möglich, mit den Mustern und dem Brief auf 10g zu kommen, so dass sich folgende Gebührenliste erstellen lässt:

PV Bayern - Frankreich bis 10g = 12 Kreuzer, bis 20g = 24 Kreuzer, bis 30g 36 Kreuzer und bis 40g 48 Kreuzer (je 60% für Frankreich und 40% für Bayern aufzuteilen).

DÖPV ab 1.1.1861 bis 16,66 g = 3 Kreuzer, bis 33,32 g = 3 Kreuzer; darüber hinaus brauchen wir nicht zu rechnen, da es in Relation immer günstiger für den DÖPV wurde.

Selbst, was eher unwahrscheinlich war, wenn Brief und Muster nur bis 10g inklusive wogen, hätte der Brief von Strasbourg aus das Vierfache dessen gekostet, was er von Kehl aus kostete.

Wahrscheinlicher ist ein Gewicht von über 10 - 20 g, so dass die Ersparnis schon bei 21 Kreuzer (dem Siebenfachen des Frankos) gelegen haben dürfte.

Bei über 20 - 30 g hätte die Ersparnis astronomische 33 Kreuzer (das Elffache des Frankos) und im Extremfall bei über 30 bis 33,32 g bei 45 Kreuzer (dem 15-fachen des Frankos) gelegen.

Auch wenn der Brief alles andere, als schön ist, passt er perfekt in meine Bayern - Frankreich - Sammlung, in meine Postbetrugssammlung und in meine Muster-ohne-Wert(h) - Sammlung und darf in Bälde noch 2 mal kopiert werden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/5448
https://www.philaseiten.de/beitrag/229817