Thema: Altdeutschland Bayern: Fehlerhafte Atteste und Befunde
bayern klassisch Am: 24.04.2020 17:48:49 Gelesen: 7200# 8@  
@ Peter Sem [#4]

Sehr geehrter Herr Sem,

nun, da haben wir andere Ansichten von meinem Impetus.



Beigefügt habe ich in der Hoffnung, Ihre Zeit nicht überzustrapazieren, ein Attest vom 16.8.2004 zu einer Nr. 15. Zitat: "Nachsendevermerk "Feldpost", ...".

Die komplette Anschrift wurde unzweifelhaft vom Absender geschrieben bis unten hin zum Wort "restante". Der richtige Vermerk war der Rücksendevermerk: "Ret(our) Würzburg".

Feldpostbriefe von der Front und an die Front waren portofrei, so auch hier. Der Absender wusste das nicht und hat irrigerweise 3 Kreuzer frankiert. Eine "tarifgerechte 3 Kr. - Frankatur für einen einfachen Fernbrief" liegt hier also nicht vor.

Ich habe den Brief wegen des Wortes "restante" gekauft, weil ich noch keinen poste restante gestellten Brief mit Feldpostbezug gesehen habe, aber der allein hätte nur einen geringen Aufpreis bedingt. Tatsächlich durfte ich ca. 200 Euro mehr für ihn bezahlen, weil das Attest etwas suggerierte, was nicht so war.

Ein Attest vom 17.7.2013 zeigt einen außergewöhnlichen Brief, bei dem ich mir, wenn es so war, wie Sie es schreiben, gewünscht hätte, die treffende Vorschrift kurz zitiert zu bekommen, nämlich dass bei Briefen, bei denen die Marke abgefallen war, dieselben als unfrankiert und somit entsprechend nachzutaxieren waren.



Für heute das vorletzte Attest, wieder eine Portomarke, vom 6.8.2007. Diesmal nicht kursiv gedruckt: "Tarifgerechte Frankatur für einen ...".



Auch hierfür gilt, dass eine Portomarke keine Frankaturkraft hatte und darstellen konnte.

Letztes Beispiel für heute ist ein Kurzbefund vom 7.4.2015 zu einem Brief aus Karlstadt nach Zürich, PV 1.10.1852 Bayern - Schweiz.





"Das Prüfstück ist echt und freigemacht". Tarif:"Einfach (9 + 3). 3 Kr. unterfrankiert."

Also ist der Brief echt und freigemacht (frankiert), oder unterfrankiert? Unter "Bemerkungen" steht die große Besonderheit hier: "Ohne Nachtaxe".

Tatsächlich ist der Brief voll frankiert gewesen mit 9 Kr. für Bayern bis zur Schweizergrenze mit Marken und 3 Kr. barfrankiert auf der Siegelseite, genau so, wie es die Vorschrift war und wir das dutzendfach kennen, ist also eine geteilte Frankoabgeltung (der Bleistiftvermerk auf dem Befund stammt von mir).

Wegen dieses Befundes habe ich den Brief gekauft - sehr teuer gekauft, weil ich keinen unterfrankierten Brief dieses Vertrages kenne, der so ausgesehen hätte.
Zum Verständnis: Bei unterfrankierten Briefen war der Wert der verwendeten Freimarken verfallen und der Brief war wie ein gänzlich Unfrankierter zu taxieren (30 Rappen für Bayern und 10 Rappen für die Schweiz) = 40 Rappen zu zahlen vom Empfänger in Zürich. Das wäre eine Bombe!

Sie haben aber übersehen, ich füge die Siegelseite als Scan hier bei, dass der Absender sehr wohl 3 Kreuzer für die Schweiz bar bezahlt hatte und damit handelt es sich nur um einen gewöhnlichen Brief aus der Periode 1.10.1852 bis 31.3.1854.

Ihr Angebot, Ihnen den Brief mit dem (falschen) Befund zuzuschicken, war sehr nett, hätte mich aber das Porto hin und her gekostet, die notwendige Mühewaltung dafür und im Verlustfalle der Sendung zu Ihnen einen fast vierstelligen Betrag, weswegen ich dankend darauf verzichtet habe.
 
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