Thema: Altdeutschland Bayern: Fehlerhafte Atteste und Befunde
bayern klassisch Am: 25.04.2020 09:34:49 Gelesen: 7013# 12@  
@ Martin de Matin [#11]

Hallo Martin,

Ich habe den Brief wegen des Wortes "restante" gekauft, weil ich noch keinen poste restante gestellten Brief mit Feldpostbezug gesehen habe, aber der allein hätte nur einen geringen Aufpreis bedingt. Tatsächlich durfte ich ca. 200 Euro mehr für ihn bezahlen, weil das Attest etwas suggerierte, was nicht so war.

Ich frage mich kauft man die Marke oder einen Beleg, oder ist man Attestsammler? Ich persönlich denke, man kauft eigentlich, das was man sieht. Es zwingt kein Mensch einen 200 Euro mehr zahlen für einen Gegenstand; man kann ja darauf verzichten. Und wenn man einen Brief dieser Art noch nie gesehen hat, und man ihn umbedingt haben will,dann ist er die 200 Euro zusätzlich wert.


Ich bin natürlich kein Attestsammler, auch wenn ich viele davon habe. Richtig ist auch, dass mich niemand zwingt, einen Brief zu kaufen, der völlig überteuert ist - aber meine Frage war doch die, warum er überteuert angeboten werden konnte? Wäre das Attest zutreffend gewesen, wäre der Preis vlt. bei der Hälfte dessen gelegen, was ich als Liebhaberpreis dann bezahlt habe. Was hätte ich gemacht, wenn er ihn 2.000 Euro teurer angeboten hätte? Die 200 Euro taten mir schon weh, aber 2.000 Euro? Hätte ich ihn dann auch nehmen müssen, weil er sehr selten war? Wo wollen wir da eine Grenze ziehen?

Wegen dieses Befundes habe ich den Brief gekauft - sehr teuer gekauft, weil ich keinen unterfrankierten Brief dieses Vertrages kenne, der so ausgesehen hätte.

Ist dies nicht wieder ein Fall für den Befundsammler. Wenn man etwas sehr teures kaufen will, dann sollte man sich es ansehen. Ich gehe davon aus, das der Käufer sich mit Briefen aus Bayern im Jahr 2015 schon sehr gut ausgekannt hat. Oder war es die natürliche Gier des Menschen etwas einzigartiges zu besitzen. Aus dem Kurzbefund kann man nur die Vorderseite sehen, somit ist was man jetzt auf der Rückseite sieht, möglicherweise auch vorher schon stand, auch nicht nachweisbar für einen fehlerhaften Kurzbefund.


Ich darf dich beruhigen - der Käufer, also ich, hat sich 2015 und schon lange davor mit Briefen aus Bayern gut ausgekannt. Aber wenn solch ein Angebot bei eBay zum Sofortkauf angeboten wird, kann ich keine Kopie der Rückseite verlangen, oder eine Ablichtung des Inhalts, oder sonst irgend etwas, weil das Stück dann innerhalb von ganz kurzer Zeit "weg" ist. Ob der Wunsch, einen begehrten Brief zu kaufen, auch wenn er Hunderte von Euros kostet, etwas mit Gier zu tun hat, weiß ich nicht - demnach wäre jeder gierig, der irgend etwas kauft, das er angeboten bekommt und bei dem er nicht Tage oder Wochen warten kann, weil es dann weg ist.

Der Brief ist völlig authentisch - es stand schon immer vorne und hinten drauf, was auch heute noch drauf steht, nur hat der Prüfer das halt nicht erkannt und der Anbieter natürlich auch nicht, denn der wird ja keinen Prüfer, der einen Befund erstellt hat, überstimmen.

Wenn man sich, meiner Meinung nach, über eine Lapalie wegen "Frankatur" aufregt, sollte man auch sagen, wie das anbringen einer Portomarke sich nennt; vielleicht "Portotur" und analog zu frankiert dann "portoiert"! Ich habe davon keine Ahnung und hätte es zu dem Zeitpunkt gerne gewusst.

Da sprichst du ein interessantes Thema an - nicht immer gibt es, zumindest im deutschen Sprachraum, ein passendes Wort für eine Sache, oder einen Vorgang. Das scheint mir auch hier so zu sein. Das Aufkleben einer Portomarke entsprach einer Taxierung - die konnte man manuell mit Stift vornehmen, oder, wenn es spezielle Marken dafür gab (bei Bayern ab 1.10.1862), diese Portomarken in der richtigen Höhe der Taxierung aufkleben. Ein anderes Substantiv kenne ich sonst nicht dafür, bin aber für alle Vorschläge offen.

Danke für deinen konstruktiven Beitrag!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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