Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 28.04.2020 20:38:41 Gelesen: 217292# 517@  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, die kann man sich fast gar nicht so schräg vorstellen, wie es sie tatsächlich gab, Montagsproduktionen also, die in fast allem Besonderheiten/Contraventioen darstellen.



Dienstbriefe mussten vorn oben die Absenderbehörde aufweisen. Hier nicht der Fall.

Es war vermerkt worden "K.D.(S)" als Königliche Dienst Sache oben rechts - dann wurde es aber gestrichen und durch "P.S." als Partei - Sache ersetzt, womit der Brief portopflichtig wurde. Dafür wurde die amtliche Expeditions - Nr. der Absenderbehörde No. 6302 oben links notiert.

Unten links sehen wir den Versendungswunsch: "Gegen Post- und Retourschein", also eingeschrieben mit Retour - Recepisse. Bezahlen wollte man hier also gar nichts, auch nicht das Porto von 4 Kreuzern (mittig rechts).

Absender war das Gericht von Bamberg, Empfänger die Amtsherrschaft von Würzburg in Mitwitz (der Baron von Würzburg schien ein rechter Streithansel gewesen zu sein).

Mittig unten notierte man 20 Kreuzer - 20 Kreuzer? Wofür so viel Geld für einen Brief bis 6 Meilen über 1/2 bis 1 Loth, der also gar nicht so schwer war? Ein Hinweis gibt uns der Vermerk oben rechts: "16 Postgeldz(ahlt)".

Der Empfänger hatte also total 20 Kr. gezahlt, die sich wie folgt aufsplitteten:

4 Kr. Porto, 4 Kr. für Chargé und 12 Kr. für die Retour - Recepisse (Rückschein).

Aber genau da lag der Fehler - die Kosten für das Porto konnte man als Absender dem Empfänger aufbürden, aber niemals die 4 Kr. Chargégebühr und die 12 Kr. für die Retour - Recepisse. Aber am 10.9.1835 wollte man partour gar nichts zahlen und überließ alles, entgegen der Vorschrift, dem Amt des Barons von Würzburg.

In dieser Art kannte ich bisher fast nur Briefe des Gerichts in Nürnberg und von ganz Bayern keine 10 Stück. Mit ihm werde ich die Contra - Sammllung der Vormarkenzeit sicherlich bereichern können. (Hinten ist der Brief blank).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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