Thema: Bund: Briefmarken Wert im Vergleich 60er- bis 90er-Jahre und ab 2000
Vernian Am: 06.05.2020 17:51:29 Gelesen: 2232# 7@  
Hallo,

vieles und richtiges ist bereits dazu geantwortet worden, daher will ich nur eine Ergänzung aus meiner Sicht äußern.

Auch ich habe ab etwa Ende der 1970er ab dem Alter von etwa 12,13 Jahren angefangen Briefmarken zu sammeln, allerdings nie damit aufgehört. Und schon früh gelernt, dass Katalogpreise nicht das waren was da stand, gab es schon damals auch Händler die zu 50% verkauften, und Sammler für 20 oder 25%. Diese prozentualen Faustregeln sind nur nach und nach weiter nach unten gegangen. So war für mich eigentlich von Beginn an der "Wert" meiner Sammlung eher nur ein Randaspekt, allerdings einer, den ich trotzdem immer im Auge behalten habe.

Bund postfrisch waren schon damals die 1960er Jahre "Apfel und Ei", aber die Jahrgänge davor und v.a. Sport- und Zuschlagmarken der 1970er durchaus hoch im Kurs, und manche Lücke in meiner Sammlung schloß sich erst Ende der 1990er, nachdem auch da die hohen Bewertungen sich dem Preisniveau der anderen Marken angenähert hatten. Nicht allerdings weil ich dann diese Marken hinzukaufte, sondern weil sie zunehmend im Tausch angeboten wurden - ganz so als hätte sie vorher jeder Sammler zurück gehalten.

Irgendwann, als ich es mir leisten konnte, begann ich mir am Schalter Marken postfrisch zu kaufen für meine Sammlung. Wenn ich mal so schaue, dann muß das ab Ende 1980 gelegentlich der Fall gewesen sein, und ab Frühjahr bis Mitte 1981 dann so ziemlich jede Neuausgabe. Wenn ich jetzt aber daran zurückdenke, was damals für mich der Betrag von 60 Pfennig für eine Briefmarke Standard-Briefporto in diesem Alter bedeutete, also was alles sonst ich mir davon hätte kaufen können bzw. was man dafür bekam, dann war das für einen 14-15 jährigen schon ordentliches Geld. Und das war ja nicht mal nur eine Marke zu 60 Pfennig, sondern 1981 war ja bspw. der Nominalwert der BRD-Ausgaben im Jahr 25,45 DM - wollte man dann auch noch die Marken gestempelt also über 50.- DM im Jahr, denn insbesondere die Zuschlagswerte waren über den Post- und Tauschverkehr kaum zu bekommen, musste man sich also zweimal kaufen und dann ggf. einmal stempeln lassen.

Also das war schon richtig viel Geld! Und das ist es, was mich so traurig macht oder sogar ärgert, wenn heutzutage die Marken dieser Jahrgänge nur noch 5 oder 10% vom "Katalogwert" erzielen. Das heisst nämlich für das Beispiel 60 - Pfennig-Marke aus 1981 nur 5 oder 10 €-Cent oder 10 bis 20 Pfennig, also allerbestenfalls ein Drittel dessen, was ich als jugendlicher Schüler von Taschengeld und anderen Bargeldzuflüssen dafür ausgegeben habe. Ja, natürlich sehe ich es auch wie schon angesprochen, Ausgaben für andere Freizeitvergnügen sind auch vollständig weg. Nur versprach ja die postfrische Briefmarke mit ihrer seit 1969 "unbegrenzten Gültigkeit" zumindest den Werterhalt des Nennwertes, was ja durchaus ein anreizender Aspekt war. Bis dann eben mit der Euro-Einführung die postalische Ungültigkeit kam - zumindest bei uns.

Ich bin froh, dass ich bis heute umfangreiche Doppelbestände an französischen Marken seither aufbrauchen konnte und ggf. immer noch kann, wenn ich mal wieder in Frankreich bin, oder größere Mengen über Bekannte / Verwandte in Frankreich auf den Nutzungsweg bringen konnte / kann. Auch wenn die Inflation der Jahrzehnte viel im Wertigkeit-Vergleich von den Frankaturwerten aufgefressen hat - es ist meist immer noch mehr an Frankatur - als an erzielbarem Verkaufwert enthalten.

Dieser "Werterhalt" wurde uns in Deutschland für DM-Marken genommen. Und ich befürchte im Augenblick, dass wird in einigen Jahren für die bisherigen Eurowert-Ausgaben nochmal so kommen. Nein, nicht weil ich das Ende des Euros befürchte, sondern weil die Deutsche Post ja inzwischen massiv auf die kodierten Briefmarken hinarbeitet, die bereits in Kürze nach und nach kommen sollen. Ich rechne eigentlich fest damit, dass dann nach einer Übergangsphase von 2, 3 jahren spätestens sämtliche nicht kodierte Marken für Ungültig erklärt werden, weil diese ja nicht mehr automatisiert geprüft werden können. Es bleibt dann nur zu hoffen, dass wie beim Wechsel zum Euro zumindest eine gewisse Umtauschfrist gegeben wird, damit man sich dann überlegen kann postfrische Dubletten oder ggf. auch ganze postfrisch-Sammlungen dieser Jahre in gültige PWZ oder Bargeld umzutauschen.

Beste Grüße

V.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/14251
https://www.philaseiten.de/beitrag/232253