Thema: Hervorragende Sammlungen - Kap der Guten Hoffnung
Heinz 7 Am: 05.06.2020 11:36:50 Gelesen: 13003# 32@  
@ 22028 [#31]

Hallo Rainer,

ich bin froh, dass dieser schöne und seltene Brief so wunderbar farbig abgebildet wurde. Ich kannte den Brief nur schwarz-weiss; er prangte auf der Fototafel 18 des wunderbaren Auktionskataloges von Harmer, Rooke & Co., New York (6.12.-15.12.1944), als die märchenhafte Sammlung von Charles Lathrop Pack versteigert wurde.

Aus dem Link zum Beitrag von David Feldman sehe ich, dass der einmalige Brief offenbar auch in einem Raritäten-Katalog von 2005 von David Feldman zu finden sein müsste. Aber das wusste ich nicht, bzw. das war bei mir nicht "verlinkt".



Ich schreibe, dass der Brief "schön" sei. Das ist vielleicht eine "philatelistische Verklärung", denn wir könnten auch nüchtern feststellen, dass die Marken nicht vollrandig sind und - vor allem - dass der Brief fast vernichtet wurde! Wir erkennen einen mehrere Zentimeter langen Riss senkrechten neben dem Paar mit der Halbierung.



Also war da gerade irgendein Mensch daran eine ganz grosse Seltenheit zu zerstören. Wäre das ungleiche Paar ganz aus dem Brief herausgetrennt worden, hätten wir die äusserst seltene Verwendung als Halbierung nicht mehr zweifelsfrei verifizieren können. Dazu das notwendige Wissen aus der Sektion "Postal History":

Ein Einschreibe-Brief von Fraserburg nach Kapstadt kostete damals (1858) 10 Pence: 4 Pence für das normale Briefporto, 6 Pence für das Einschreiben. Dazu wäre eine Frankatur mit folgenden Marken vorgesehen gewesen:

Triangular 4 Pence, Ausgabe 1853, 4 P. blau, Michel Nr. 2
Triangular 6 Pence, Ausgabe 1853, 6 P. lila, Michel Nr. 3 I y

Soweit, so gut. Leider hatte unser Absender keine 6 d.-Marke zur Hand. Also nahm er ein Paar der 4 Pence Marke und schnitt eine Hälfte von einer Marke herunter. Die eineinhalb Mal 4 Pence verklebte er in der rechten oberen Ecke um somit die Einschreibegebühr zu bezahlen. Dass es ein "Einschreibe-Brief" war, sehen wir aus der handschriftlichen Notiz "Registered".

Ich weiss nicht, ob die Halbierung postalisch zulässig war (ich schätze: nein!) und ob der Postbeamte die Nachzahlung der 6 Pence verlangte (vielleicht beim Empfänger?), aber vermutlich liess der Postbeamte die ungewöhnliche Frankierung zu; immerhin wurde das Paar ja mit demselben Stempel entwertet wie die Marke links. Vielleicht war in Fraserburg damals auch keine 6 Pence-Briefmarke erhältlich, und der Postbeamte hat diese Lösung selber vorgeschlagen. Wir wissen es nicht.

Wir wissen aber, dass solche Frankierungen extrem selten sind.

Im Auktionskatalog von 1944 - mitten im zweiten Weltkrieg! - wurde darauf bereits hingewiesen "Bisected usage is very rare". Auch der Riss im Brief wurde beschrieben.

Dieser sehr seltene Brief war in der Charles Lathrop Pack-Sammlung. Diesen Sammler habe ich an anderem Orte bereits vorgestellt [1].

Die Cape-Sammlung von C.L. Pack vorzustellen, wäre eine edle Aufgabe, die uns schöne neue Erkenntnisse bringen würde. Aber das ist mit einiger "Arbeit" verbunden, oder sagen wir: Zeitaufwand! Wir könnten problemlos 20-30 Stunden dafür einsetzen um so diese märchenhafte Sammlung so erschliessen, wie sie es eigentlich verdient hätte. Da ich diese Zeit im Moment aber nicht aufbringen kann, möchte ich nun keine Versprechungen machen.

Aber eine Empfehlung: Wenn Sie das Sammelgebiet "Cape of Good Hope" lieben, dann konsultieren Sie unbedingt auch die Auktionskataloge von Harmer Rooke New York 1944 und 1945, als die Charles Lathrop Pack Sammlung angeboten wurde (in vermutlich drei Teilen). Es lohnt sich!

Heinz

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=181814
 
Quelle: www.philaseiten.de
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