Thema: Delcampe und der Umgang mit Fälschungen
DL8AAM Am: 14.06.2020 17:46:06 Gelesen: 39810# 149@  
@ 22028 [#145]

ich frage mich andererseits sowieso wer online eine 10 Cents Marke kauft, wo dann noch 1 Euro Porto oder gar mehr fällig wird.

Ganz einfach, weil (leider) 99% aller Sammler nicht organisiert bzw. vernetzt sind, und auch nicht zu Tauschtagen gehen. Und wer hat denn aktuell schon das Glück noch einen Briefmarkenfachhändler vor Ort in der Fußgängerzone zu haben, wo ich die "10 Cent" Marke (alternativ den Groschen-Beleg), die ich gerade brauche, dann auch noch im Angebot hat. Wenn ich in mich gehe, muss ich gestehen, dass mindestens 75% aller von mir online gekaufen philatelistischen Dinge, gerade aus dieser Preisklasse stammen. Fast immer sind die Versandkosten höher, als der Warenwert. Und? Wo soll da das Problem sein? Anders komme ich eben nicht an die Objekte meiner Begierde. Dann zahle ich das eben, um an "Nichtwerte" zu kommen. Und? Gerade dafür sind eben diese Plattformen doch gut. Vielleicht sogar (fast) "Nur"? Was natürlich eher an meinen (modernen) Sammelgebieten liegt. Für echte "teure" Dinge darf man diese Plattformen eben nur dann nutzen, wenn man weiss was man tut, mit entsprechenden Wissen (und auch das ist nicht immer eine Komplettgarantie). Das eigene Hirn ist eben immer noch das beste, das einzige Werkzeug der Fälschungsbekämpfung.

Aber gerade das Versprechen einer externen Fälschungsbekämpfung auf diesen Plattformen würde den unbedarften Käufer in einer vollkommen falschen Sicherheit wiegen. Aber auch da kann ich das nicht garantieren, das wäre sogar eher kontraproduktiv. Die Bösen finden immer einen Weg. Die Guten können nur darauf reagieren.

Das einzige wirksame Mittel gegen die Fälschungen ist der eigene Verstand, keine externen "Prüfinstanzen". Diese Plattformen handeln eben nicht im eigenen Namen, mit eigenen Waren. Das sind lediglich, wie schon häufiger geschrieben, die überregionale, moderne, digitale Äquivalente zu den klassischen Kleinanzeigen in der örtlichen Tageszeitung - und da erwartete auch keiner, dass irgendjemand die Angebote auf Fälschungen vorprüft.

Ganz einfach, entweder agiere ich (bei teureren Angeboten) auf diesen Plattformen, nur wenn ich das entsprechene Wissen habe (oder hinzuziehe), alternativ gehe ich halt nur zu entsprechenden "echten" seriösen Händlern oder ich nutze Auktionen. Das ist zwar meist teurer, aber auch hier gilt, es hat eben keiner etwas zu verschenken. Eine "Garantie" kostet immer, ist immer eingepreist. Auch beim Autokauf. Zumindest kauft man dann nur bei jemanden, der rechtlich greifbar ist und einen entsprechenden Käuferschutz bietet. Wenn nicht, gerne, aber dann wissend "auf eigenes Risiko". Das kann auch mal gut gehen, es gibt auch immer wieder Leute die im Lotte einen 6er tippen. Der Käufer(-markt) hat das alles selber in der Hand. Wenn keiner Entsprechendes kauft, dann müssen auch die Händler und selbst das "Kleinanzeigenblatt" reagieren, damit das eigene Konzept funktioniert. Das ist aber nicht nur bei unseren Hobbydingen so, sondern auch bei "wirklichen" Waren. Die Fälschungen funktionieren doch (im wesentlichen) nur, weil viele Käufer ein billiges Schnäppchen machen wollen. Und das gilt seit fast 200 Jahren Philateliegeschichte.

Fälschungsbekämpfung auf Gier-Frist-Hirn "Schnäppchenplattformen" ist einfach leider nur Don Quijote pur. Inklusive der "philosophischen Lehren" daraus. Sorry.

Beste Grüße
Thomas
 
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