Thema: Delcampe und der Umgang mit Fälschungen
drmoeller_neuss Am: 17.06.2020 10:41:45 Gelesen: 39100# 166@  
Man sollte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, die Haftung der Plattform wurde für Verstöße gegen Marken,- Patent oder Urheberrechte entschieden.

Das Anbieten von Fälschungen fällt nicht unter Verstöße gegen Marken,- Patent oder Urheberrechte. Der Verbraucher hat erst einmal keine Möglichkeit, eine Löschung solcher Artikel gegen delcampe durchzusetzen. Ein Verband oder ein Briefmarkenhändler kann natürlich wettbewerbsrechtlich gegen unlautere Anbieter vorgehen, die Fälschungen anbieten. Dazu müssen aber die Fälschungsanbieter als gewerblich eingestuft werden.

charly999 hat recht, viele Dauermelder sind Selbstdarsteller. Ein normaler Mensch würde diesen Wahnsinn gar nicht betreiben, jeden Tag dutzende von Artikeln zu melden. Die Meldung von Deppenfälschungen, die für 20.000 EUR angeboten werden, erregt natürlich mehr öffentliches Aufsehen, als das Melden eines Artikels von 8,50 EUR. Wir sollten diesen Selbstdarstellern aber dankbar sein, weil sie ein allgemeines Problem in der Philatelie aufzeigen.

In der Preislage von 20.000 EUR würde ich nicht mehr von Fälschungen reden, sondern wie stampsx von Illusionskapitalismus. Wer in dieser Preislage in Blindflug einkauft, ohne den Artikel vorher gesehen zu haben, dem ist nicht mehr zu helfen. Da spielt es auch keine Rolle, ob der Artikel auf delcampe oder von einem renommierten Auktionshaus angeboten wird. Wer nicht den Aufwand für die Besichtigung spendieren kann, sollte einen Kommissionär beauftragen, der in dieser Preislage gerne aktiv wird. Alles andere ist grob fahrlässig, und für die blumige Sprache in Auktionskatalogen und BPP-Attesten finden sich in diesem Forum genügend Beispiele.

Gefährlich sind die Artikel in der unteren Preisklasse im zweistelligen Euro-Bereich. Die meisten Käufer ärgern sich und lassen es bei einer schlechten Bewertung bewenden. Solche Fälschungen fliegen unter Radar.

Was könnte Delcampe unternehmen?

1. Anbieter müssen sich gegenüber der Plattform verifizieren. Das kann über Video- oder PostIdent gehen, aber auch ein Verband wie der APHV könnte für seine Mitglieder bürgen.

2. Privatpersonen müssen sich nicht verifizieren, können aber gleichzeitig nur eine bestimmte Anzahl an Artikeln (20) bis zu einem bestimmten Preis (bis 30 EUR) anbieten.

3. delcampe sollte Einstellgebühren verlangen. Um gelegentliche Privatanbieter nicht abzuschrecken, könnte man jedem Benutzer eine bestimmte Anzahl von "Freiposten" zustehen.

4. Die Laufzeit der Artikel sollte beschränkt werden, sonst wird Delcampe zur virtuellen Müllhalde. Wenn ein Artikel nach einem Monat nicht verkauft wurde, passt entweder der Preis nicht oder es gibt keinen Markt dafür. Viele Fälschungen sind solche "Altlasten" und würden automatisch verschwinden.

5. Delcampe muss dafür sorgen, dass gewerbliche Anbieter ihren gesetzlichen Informationspflichten nachkommen (z.B. Impressum) und dass die Widerrufsbelehrung rechtskonform dargestellt wird.

6. Delcampe muss Moderatoren einstellen und diese entlohnen, zumindest mit einer Aufwandsentschädigung. Moderatoren sollten Artikel mit einer einfachen Begründung (Auswahlliste ?) löschen können.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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