Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 18.06.2020 12:12:43 Gelesen: 214501# 538@  
Liebe Freunde,

am 28.1.1869 schrieb der königliche Advocat Frankenburger aus Nürnberg seinem Klienten, Herrn Mathias Karl, Bauer in Asbach, Landgericht Roth, einen wichtigen Brief "franco gegen Schein", also recommandirt, weil der Empfänger in einer laufenden Gerichtssache vorerst keine weiteren Schritte unternehmen sollte.



Für den bis 1 Loth leichten Brief zahlte er 3x Franko und 7x Chargégebühr bar, also 10 Kreuzer und bekam dafür seinen ausgefertigten Postschein.

Noch am selben Tag kam der Brief in Roth an und wurde vom Postexpedtior gegen Unterschrift dem Landbriefträger (Ruralboten) Hofer übergeben, der ihn nach Asbach transportieren sollte, wo aber niemand diesen Empfänger kannte. Daher vermerkte er siegelseitig: "in Asbach LG Roth Befindet sich kein Karl. Hofer, Briefträger".

Er gab den Brief wieder seinem Chef in Roth (Expeditor) zurück, der ihn in der Briefkarte als recommandirten Retourbrief aufnahm, die Anschrift vorne auf dem Brief strich und oben "Retour" vermerkte.

Da der Absender eine gummierte Vignette als Briefverschluß verwendet hatte, war am Folgetag in Nürnberg die Rückgabe des Faltbriefes kein Problem. Dies erledigte der Stadtbriefträger Nürnbergs mit der Nr. 28 souverän. Allerdings musste er, ehe er den Retourbrief wieder dem Advocaten aushändigte, darauf achten, dass dieser ihm den am Vortag gezogenen Postschein mit der Nr. 673 zurück gab und er hierfür zu unterschreiben hatte.

Den weiteren Verfahrensablauf kann man an diesem kleinen Briefchen leider nicht mehr nachvollziehen, aber ich denke, dass das seiner hübschen Optik und der kleinen Postgeschichte, die in ihm steckt, keinen Abbruch tut.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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