Thema: Bleisulfidschäden: Die Folienproblematik in der Philatelie
Jürgen Witkowski Am: 27.12.2007 20:06:49 Gelesen: 209782# 3@  
Durch Aufbewahrung in Kunststofffolien gefährdete deutsche Nachkriegsausgaben

Christian E. Geigle, BPP-Mitglied schreibt zu diesem Thema im BDPH-Forum:

Das Thema "Schäden durch Kunststofffolien" ist nicht nur bei klassischen Marken von höchster Brisanz, sondern auch bei Nachkriegsausgaben.

Ich kenne aus jüngster Zeit folgende Marken, die sich unter Folien bekannter Hersteller farblich verändern:

Bund Mi.-Nr. 119, 136, 169 (hat schon mal jemand Bund Bl. 2 F gesehen? Die Fehlfarbe "Dunkelbräunlichrot"? Ich nicht. Ich glaube, daß auch diese "Fehlfarbe" nur eine Verfärbung durch Folieneinfluß ist.)

Berlin Mi.-Nr. 103, 118

Kontrollrat Mi.-Nr. 919

Bizone Mi.-Nr. 55

Beim Deutschen Reich sind nach meinen Beobachtungen folgende, teils sehr teuren Marken besonders gefährdet: Mi.-Nr. 3, 8, 63 a, 66, 81, 94, I/II, IV/VI sowie alle Überdrucke mit diesen Marken (etwa Saar Mi.-Nr. 17 usw.).

Die Aufstellung ist natürlich nicht vollständig, aber wer aufmerksam Auktionskataloge studiert, kann meist schon auf den Farbtafeln die übelsten Farbveränderungen feststellen.

Ein langjähriger Kunde von mir hat nur beim Deutschen Reich einen Schaden von über 20.000 Euro bei postfrischen Marken, die ich in tadelloser Erhaltung mit zeitnahen/neuen Farbfotoattesten geliefert hatte. Nach etwa drei Jahren waren teils krasse Farbveränderungen roter und gelber Marken in Richtung braun/schwarz festzustellen. Die Aufbewahrung war in fabrikneuen Ganzkunststoffblättern eines deutschen Herstellers ohne zusätzliche Hawid-Taschen erfolgt, d. h. Vollkontakt mit der Folienoberfläche.

Vor diesem Hintergrund und meinen eigenen Beobachtungen und Erfahrungen aus den vergangenen 20 Jahren bleibt für mich nur EIN Fazit:

Es gibt eine Reihe von Marken, die beim Kontakt mit bestimmten Kunststofffolien zur Farbveränderung neigen. Wer das Gegenteil behauptet (und die Albenhersteller tun das ziemlich offen!), handelt wider besseres Wissen und vorsätzlich falsch.

Die notwendige Konsequenz wäre dabei eine ganz einfache: Durch das Erstellen einer "Negativ-Liste" werden alle Markenausgaben benannt, die gefährdet sind, und es wird dringend empfohlen, diese nicht in bestimmten Folien unterzubringen. Vielleicht ringen sich die Hersteller ja noch einmal zu einem solchen Schritt durch. Dann könnten sie sich auch die Ausgaben für allerlei Gutachten sparen, mit denen sie die Unbedenklichkeit ihrer Produkte untermauern wollen, die aber bei Eingeweihten nur ein müdes Lächeln hervorrufen, da sie längst mit eigenen Augen die Wahrheit gesehen haben.

Peter Feuser gilt unser aller Dank und Hochachtung, daß er sich als Einzelkämpfer für diese Problematik eingesetzt hat, die gewaltige Werte und damit auch Vermögen vernichtet. Leider hat PF nicht die notwendige Unterstützung der Verbände (und hier namentlich des BDPH!) erhalten, so daß er sich aus Zeit- und finanziellen Gründen gezwungen sah, den publizierten Kompromiß mit den Albenherstellern einzugehen, die ihn sonst "am langen Arm" hätten verhungern lassen.

Es bleibt zu hoffen, daß die PHILATELIE den Mut hat/behält, sich dieses Themas langfristig anzunehmen. Aufgrund ihrer relativen wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Anzeigengeschäft bin ich aber recht hoffnungsvoll.

Christian Geigle

(Quelle: http://www.bdph.de/forum/showthread.php?t=5514)
 
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