Thema: (?) (175) Deutsches Reich Paketkarten
preussen362 Am: 30.06.2020 20:03:39 Gelesen: 48688# 130@  
Naja, Spezialist bin ich zwar nicht, aber ich versuche es mal.

Zunächst: in Belgien war die Paketbeförderung vornehmlich Sache der Eisenbahn. Das klingt für uns zunächst einmal seltsam - wir sind seit Urzeiten bei der Post Brief- und Fahrpostsendungen, bzw. heute wohl eher Briefzentren und Paketzentren gewohnt.

Wenn man aber berücksichtigt, dass die Bahn früher auch bei uns einmal Stückgut befördert hat, wird einem das Ganze schon einmal etwas klarer. In Belgien war es seit (Ur-)zeiten eben so, dass die Post Briefe und Zeitungen, die Bahn alles Sperrige transportiert hat, eben auch Pakete (bis wann eigentlich?).

Bei den beiden belgischen Stempeln handelt es sich - soweit ich weiß (Korrekturen und Ergänzungen immer gerne!) um Stationsstempel der Belgischen Staatsbahn.

Zunächst zum Stempel "Herbesthal Postaux": Herbesthal ist - von Aachen kommend - der erste größere belgische Eisenbahnknoten. Das war schon zur Kaiserzeit so und blieb es auch, nachdem das zwischen Herbesthal und Aachen liegende Eupen zu Belgien kam. Alle mögliche Post Richtung Belgien wurde seinerzeit i.d.R. per Bahnpost befördert und ging dann meistens in Herbesthal von deutscher in belgische Hand über.

Das ist hier mit dem Stempel bestätigt. Der Zusatz "Postaux" - also grob übersetzt "Postsachen" - weist auf die Übergabe des Paketes von der deutschen Post an die belgische Bahn hin.

Der unten abgeschlagene Stempel hat mit Liers nix zu tun, da lese ich "LIÈGE MEUSE / FACTAGE NO. 1" oder "NO. 4". Liège = Lüttich, Meuse = Maas. Mir ist jetzt nicht bekannt, ob es einen Bahnhof "Meuse" in Lüttich gab (Guillemins sagt mir eher was...), aber die Maas fließt ja durch Lüttich und da wurden auch in den letzten Jahrzehnten etliche Haltestellen / Bahnhöfe aufgegeben.

Als Ankunftsstempel würde ich den jetzt durchaus ebenfalls bezeichnen.

Insgesamt: Das ist für mich das Schöne an Paketkarten - oft kann man da noch Transportwege nachvollziehen.

Viele Grüße,
Andreas
 
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