Thema: USA: Penalty Belege / Dienstsachen
DL8AAM Am: 04.07.2020 20:04:28 Gelesen: 22351# 43@  
Hier einmal eine ganz normale Werbesendung, die nur einfach durch ganz bewusst erzeugte Ähnlichkeiten den Eindruck erwecken will, eine amtliche ("Penalty-") Sendung zu sein. Nur damit der unaufmerksame Empfänger den Brief nicht gleich unbesehen im Altpapier entsorgt. Zum Glück war dieser Empfänger aufmerksam genug und so kam ich so diesen interessanten Beleg für meine Penalty-Sammlung. ;-)



Teiladressierte Postwurfsendung ("ECRWSS", s.u.) des Absenders "Regional Disbursement Center" (P.O. Box 88, Gadsden, AL 35902), das heisst zwar in etwa "Regionales Auszahlungszentrum", ist aber nur ein "Marken-Name" von JNJ Associates Inc., einer "Werbeagentur" für Autohändler [1]; adressiert an den "Führerscheininhaber im Postfach xxx" in Silver City, NV 89428; Frankatur per Entgelt-bezahlt-Eindruck mit der Genehmigungsnummer 167 beim Postamt Gadsden in Alabama. Hier wurde eine Form gewählt, die einen Poststempel imitieren soll.

Man nenne sich irgendwie "wichtig" aussehend, staatlich klingend - "Department" heisst im amerikanischen Englisch nämlich auch Ministerium, aber in Zeile zwei ist das einfach nur ein "sinnloser" Abteilungs-Zusatz zum Firmenname. Man schreibe das Wort Postfach aus ("POST OFFICE BOX") und schreibe noch UNITED STATES davor. Das Wort "Official Business" ist auch nicht geschützt, es kann amtliche Dienstsache heissen, aber auch nur irgendwas (privat) "offizielles", zumindest bedeutet es eben nicht immer "amtlich", auch wenn das viele annehmen. In den "Unzustellbarkeitswünschen" nennt man einfach die betreffende Postvorschrift (DMM: Domestic Mail Manual) mit "wichtig" aussehenden Paragraphen [2] und ergänzt DMM nochmals mit "official".

Da wirklich amtliche "Official Business"-Sendungen bekanntlich immer einen Penalty-Hinweis ("Strafe bei Fehlverwendung") tragen, druckt man einfach das normale Strafmaß für den "normalen" Missbrauch des Postwesens ein. Aber diese Regelungen betriffen jeden Mißbrauch des staatlichen Postwesens durch jedermann. Wenn man in den USA "illegale Dinge" mit der Post verschickt, macht man sich dort zusätzlich noch des Postmißbrauchs (sogar ein höherwertiges Bundesvergehen) strafbar. Und unabhängig von der eigentlichen Straftat, kostet das nochmals bis zu 5 Jahre in einem Bundesgefängnis.

Und wer auf diesen "Fake" reingefiel, fand im Umschlag wie vermutet eine Werbung für eine Verkaufsaktion eines Autohändlers in Carson City ;-)



Beste Grüße
Thomas

ECRWSS: Enhanced Carrier Route ("verbesserte Zustellroute"), Walk Sequence Saturation ("gesättigte Zustellungswegabfolge"), d.h. in etwa vorsortierte ("Presorted Standard") & verdichtete Einlieferung (Bundle "B002"), an alle/bestimmten Empfänger innerhalb einer vorgegebenen Zustellungsroute (hier: einzusortieren in die/alle Postfächer)

[1] Since 1982, JNJ Associates, Inc. has been a trusted and reliable direct marketing company servicing Automobile Dealerships all across the United States. We can manage all of your marketing, sales, labeling, mailing and identity materials. - http://jnjassoc.com

[2] DMM F010: https://pe.usps.com/Archive/PDF/DMMArchive20041209/F010.pdf
 
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