Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 07.07.2020 11:26:44 Gelesen: 211966# 541@  
Liebe Freunde,

aus meiner Mini - Sammlung zu den Güterexpeditionen und für die Contra - Sammlung kann ich dieses Stück aus der bekannten Korrespondenz Salegg in Hengersberg zeigen:



Der Expeditor der Post- und Güterexpedition Langenisarhofen teilte Salegg am 30.7.1869 mit, dass für ihn heute 30 Säcke Salz zu 30 Zentnern bei der Güterexpedition in Langenisarhofen angekommen seien und diese Waren binnen 48 Stunden von Salegg abgeholt werden müssen. Da die Orte nur 8 km entfernt sind, dürfte der Brief noch am selben Tag bei Salegg eingegangen sein (kein Ankunftsstempel, wie so oft dort). Er dürfte auch die Waren rasch abgeholt haben, denn Lagergeld wollte er sicher keines berappen müssen.

Die Frankatur von 1 Kreuzer als Drucksache im Fernverkehr ging untaxiert durch, wobei es zwischen Salegg und dem Postexpeditor von Langenisarhofen auch Postbetrügererein gab (vom Expeditor!) und das Stück hier war, wie man unschwer erkennen kann, unten links versiegelt und konnte daher weder als Ortsbrief, noch als Ferndrucksache durchgehen - aber man kannte sich ja im Nachbarort seitens der Honoratioren und tauschte die Poststücke unmittelbar aus; sicher nicht ganz legal, aber eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, von der bayer. Staatspost mal abgesehen.

Diese Benachrichtigungen über eingegangene Waren konnte von den Expeditoren frankiert wie hier, oder unfrankiert verschickt werden; war der Empfänger der Ware unbekannt, oder hatte keine Absprache mit dem Expeditor getroffen, erfolgte die Verschickung des Formulars 20 C.D. unfrankiert für 3 Kreuzer im Orts- und Lokalbezirk, bzw. für 7 Kreuzer im Fernverkehr (sehr selten!). Aber hier war Salegg Großkunde der bayer. Ostbahnen und er hatte die Absprache mit dem Langenisarhofener Expeditor getroffen, dass dieser ihm die Benachrichtiungszettel frankiert zusenden sollte, wofür er natürlich bei der Abholung der Waren aufkommen musste; 1 Kreuzer ist halt viel weniger als 3 Kreuzer und wenn er vlt. einmal die Woche Waren erhielt, dann machte das über das Jahr gesehen eine Ersparnis von fast 2 Gulden aus.

Derartige Vordrucke sind nicht häufig und finden sich praktisch nur in größeren Korrespondenzen, wenn überhaupt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
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