Thema: Portobestimmung von Belegen: Altdeutschland Bayern - Schweiz
bayern klassisch Am: 23.07.2020 11:08:27 Gelesen: 26675# 73@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich meinen Brief des Monats Juli 2020, der in Sils im Engadin am 30.11.1831 verfasst wurde und an Herrn Andreas B. Puonz nach Berlin gerichtet war.





Als Aufgabestempel fungierte ENGADIN in blau und das Gewicht scheint mit 1 3/4 Loth (3. Gewicht) ermittelt worden zu sein. Das Engadin gehörte zu Graubünden und für die Schweizer Strecken gibt es die Taxen 4, dann 12 und letztlich 6 Kreuzer, so dass Bayern bis Lindau mit 22 Kreuzer belastet wurde für den schweren Brief (einfach wohl 2, 6 und 3 Kreuzer). Zu diesen 22 Kreuzern kamen für Bayern 32 weitere Kreuzer, so dass sich das Porto bis zur bayer. Ausgangsgrenze auf 54 Kreuzer belief.

Im Nünrberger Auslagestempel wurden die Taxen für die Schweizer Postverwaltungen gleich in Gutengroschen eingetragen und 5 1/2 Gutegroschen entsprachen genau 22 Kreuzern und für Bayern die ermittelten 32 Kreuzer in 8 Gutegroschen reduziert, auch wenn in Preussen längst der billigere Silbergroschen im Einsatz war.

Preussen strich dieses Währungsgewirr durch und notierte seine Endforderung nach dem Postvertrag Bayern - Preussen von 1816 mit total 29 Silbergroschen (1 Sgr. entsprach 3,5 Kreuzern, 1 Gutergroschen war einst 4 Kreuzer wert), womit wir in Kreuzern eine totale Forderung in Berlin von 102 Kreuzern haben (1 Gulden 42 Kreuzer).

Die Besonderheit liegt aber hier, abgesehen davon, dass Briefe aus dem Engadin über Bayern im Transit keine Massenware sind, schwere schon gar nicht, in dem roten Sanitätsstempel, dessen Existenz auf die Choleraepidemie dieser Zeit (vor allem 1831) zurück zu führen ist. Der Stempel KÖNIGLICH BAYERISCHES SANITAETS SIEGEL wurde lt. Feuser in rot in Augsburg abgeschlagen. Die Frage ist nun, warum sollte man in Augsburg beim Dekartieren des Zürcher Briefepakets einen Brief rasteln und mit einem Stempel bedrucken, ihn dann aber nach Nürnberg zu kartieren? Die Notation 22 / 32 könnte von Augsburg stammen, aber viel Sinn macht die Leitung nach Nürnberg mit der dortigen Rechnungsstellung nicht.

Der Inhalt ist auf Italienisch verfasst - meines ist leider ganz schlecht geworden - wenn etwas Interessantes zu erkennen ist, wäre eine kurze Inhaltsmeldung nett.

Wie sich nun anhand anderer Briefe dieser Zeit heraus gestellt hat, stammen die schwarzen Taxen unten links und der rote Sanitätsstempel tatsächlich von Lindau im Bodensee und nicht von woanders her.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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