Thema: Recht: Replica Stamps - Neudruck als Gewerbe - erstes Urteil
drmoeller_neuss Am: 27.07.2020 16:53:29 Gelesen: 5606# 16@  
Natürlich ergibt der Nachdruck einer Postkarte wieder eine Postkarte, solange sie mit der Post als Postkarte verschickt werden kann. Ich hatte zum Beispiel einem Sammlerfreund einen Nachdruck einer Jahrhundertkarte geschickt, mit damals 45 Cent als Postkarte frankiert. War das etwa keine Postkarte mehr und ich habe die Post betrogen?

Und zum Angebot: Rechne ich einmal die im Preis enthaltenen Versandspesen ab, bleibt für die Karte ein Preis von 2 Euro. Das halte ich für vollkommen akzeptabel. Wenn der Käufer mit dem Artikel nicht einverstanden ist, zum Beispiel weil die Druckqualität zu schlecht ist, kann er die Karte portofrei innerhalb von vier Wochen zurückgeben. Damit geht der Anbieter weit über den gesetzlichen Rahmen hinaus.

Auch ansonsten ist nichts anstössig und ich halte das Motiv nicht für rassistisch. Urheberrechte und sonstige Rechte dürften nicht mehr bestehen, auch wenn ich das für diesen Einzelfall nicht beurteilen kann.

Für mich ein ehrliches Angebot, im Gegensatz zu vielen anderen "Kopieverkäufern", die mit unscharfen Photos, aus "Opas Sammlung und Dachbodenfund" und mit "Ich-habe-von-Briefmarken-leider-keine-Ahnung" und natürlich als Privatverkäufer "ohne EU-Recht und Rückgabe" unbedarfte Käufer über das Ohr hauen.

Einige andere Artikel des Anbieters sehe ich wesentlich kritischer, zum Beispiel bestimmte Nazi-Devotionalien.

Fazit: bei diesen Kolonial-Postkarten wird mit juristischen Wortklaubereien über das Ziel der Fälschungsbekämpfung hinausgeschossen. Diese Nachahmungen stellen keine ernsthafte Gefahr für die Philatelie dar.

Und wenn wirklich so ein Problem mit den ehrlichen (!!!) Kopieverkäufern besteht, solltest man sich auch die Prominenz vornehmen:

Unter der Kategorie "Briefmarken" bietet Thomas Schantl Reproduktionen an, die mit Michel-Katalognummern und Katalogwert beworben werden, z.B. der Nothilfe-Block und das Vineta-Provisorium.





Und Borek bietet unter "Briefmarken" sogenannte "Silberbriefmarken" an, das Stück für 29,20. Für mich grenzt das an Verbrauchertäuschung, da sich nirgendswo im Angebotstext eine Information über das tatsächliche Gewicht dieser "Silberbriefmarke" findet.

https://www.borek.de/silberbriefmarke-mauritius-1847


 
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