Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
volkimal Am: 05.08.2020 15:58:42 Gelesen: 499028# 1821@  
Hallo philast,

so jetzt folgt der Rest:

Auch im Haushalt hat sie sich als rechte deutsche
Frau gezeigt. Die gesteigerten Preise für alle
Lebensmittel stellten naturgemäß an das wirt-
schaftliche Geschick der Frau doppelte Anforderung,
da sie vor allem den geringen Einnahmen
gegenüberstand. Hier hat die Frau wieder in
prachtvoller Weise eingegriffen, indem sie ge-
rade über die für die Wohlfahrt des Volkes in
Betracht kommenden Punkte durch Vorträge und
unentgeltliche Auskunft Ratschläge erteilte, und sie
bewahrte durch tatkräftiges Einschreiten den Unmittelten vor
Hunger und Elend. Tatsächlich ist der Frau
Gelegenheit gegeben, sich jetzt als wahre Künstlerin
auf dem Gebiete der Ernährung zu zeigen. Und so
lächerlich es auch klingen mag, ist ein Tag auf eben
diesem Gebiete genau so wichtig, wie ein Sieg, der
durch Blut und Eisen erfochten worden ist.
Wenn einmal die Geschichte dieses großen
Krieges geschrieben werden sollte, als ein Beweis
über die Leistungen unseres Volkes, so wird
auch ein Abschnitt von der Liebestätig der Frau
mit erörtert werden müssen
denn was auf diesem Gebiet von der
Frau geleistet worden ist und täglich noch wird,

Seite 6:
kann fast nicht ausgedacht werden. Das Arbeits-
feld auf diesem Gebiete ist ungeheuer umfang-
reich. An erster Stelle steht die berufsmäßige und
freiwillige Pflegerin der Verwundeten. Fast ebenso
bedeutend ist die Frau, die ihr Heim den tapferen
Feldgrauen zur Verfügung stellt und die Geberin,
die dem Roten Kreuz in großer Opferwilligkeit
die Geldmittel zusteuert. Hunderttausende, ja Milli-
onen sind dem Roten Kreuz durch die Sammel-
tätigkeit d. Frau zur Verfügung gestellt worden. Es ist
ja auch natürlich, denn das Empfinden der Frau
sehnt sich danach, denen die für das Vaterland
kämpften und litten, den Dank des Vaterlandes
darzubringen. Denken wir daran, wie die Deutsche
Frau in den Augusttagen 1914 Tage und Nächte in
den Bahnhöfen standen und mit erschöpften Gesichtern
den durchfahrenden hungrigen und durstigen Vater-
landsverteidigern Speise und Trank zusteckten, oder
denken wir an die unermüdliche Pflege an den schmer-
zenslagern der Verwundeten. Müssen wir denn
nicht vor ihnen den Hut abnehmen? Schade nur,
daß diesen tapferen Frauen nicht durch einen segensreichen
Frieden, wie wir ihn alle ersehnt hatten, diese Stunden
in denen sie gelitten und gearbeitet haben, gelohnt werden
konnte.
Eine große, vielleicht die größte Aufgabe, die vor
allem der deutschen Mutter zur heiligen Pflicht gewor-
den ist und einer Nation zu weiterem Aufstiege
zu helfen vermag, ist die rechte deutsche Erziehung
der Jugend, die jetzt heranwächst. Sie muss dahin

Seite 7:
wirken, daß sie ihre Söhne zu einer wahren
„Wacht am Rhein“ heranziehe, von der die Welt
weiß, daß sie unbesiegbar ist, damit der Friede
der Welt unter deutschem Schutze ruhen möge. Lei-
der haben die letzten Tage bewiesen, daß unsere
deutsche Mutter noch nicht ganz gerade dieser Auf-
gabe voll und ganz gewachsen war. Doch sie
muß sich weiter mit aller Energie das Ziel setzen, auch
noch in Zukunft in dem alten Geiste das Kind zu bilden
und zu leiten und sich nicht durch die hereinbrechen
Verhältnisse entmutigen zu lassen, denn ihre Söhne
haben ja gezeigt, was deutsche Kraft und Tapferkeit
geen eine Übermacht vermocht haben. Dann wer-
den sich auch viele, die heute zusammengebrochen, auf-
raffen, werden mittun voll neuen Mutes und mit-
arbeiten am Bau des neuen Deutschlands, dann wer-
den sie nicht mehr verbittert und vergrämt beiseite stehen,
weil ihre Hoffnungen und Ideen zertrümmert am Boden liegen.

Viele Grüße
Volkmar
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/3091
https://www.philaseiten.de/beitrag/240948