Thema: Baldwin's Coins & Stanley Gibbons in der Strand Collectibles Group vereinigt
Carolina Pegleg Am: 20.01.2010 03:11:39 Gelesen: 95981# 65@  
OK. Hier die Kurzfassung inklusive meiner Interpretation.

Die Firma informiert den Markt (= die Investoren) vorab, d.h. bevor der offizielle Jahresbericht für 2009 im März vorliegt, dass der Umsatz 2009 um 20% höher als 2008 liegen wird. Das ist keine schlechte Nachricht. Im Gegenteil.

Der Gewinn wird ebenfalls höher sein als 2008, aber niedriger als die Prognosen der Finanzanalysten. Das ist die schlechte Nachricht. Die Finanzmärkte bestrafen das Verfehlen von erwarteten Gewinnen sofort und die Aktie ist daraufhin um etwa 10% auf 131.5 abgesunken. Als ich eben gecheckt habe (heute = 19.1.) war sie bei 131, hat sich also über die Woche seit dem 12.1. auf diesem Niveau gehalten.

Die Regeln für Gewinnwarnungen sind komplex. Insbesondere gibt es eine Grauzone wann Firmen Investoren warnen müssen, um sich keinen Ärger einzuhandeln, und wann sie freiwillig frühzeitig die Katze aus dem Sack lassen. Um wie viel die Erwartungen verfehlt wurden, wird erst der Jahresbericht zeigen. Hier wurden wahrscheinlich (= meine Interpretation) die eigenen Erwartungen ebenso verfehlt wie übermässig optimistische Prognosen von Analysten.

Interessant sind die Gründe, warum die Gewinne nicht so hoch sind wie erhofft. Die Antwortet liegt jedenfalls zum Teil bei den hier kontrovers diskutierten "guaranteed minimum return contracts" (siehe [#21]). SG hat offenbar im vergangen Jahr -- Details wird man erst dem Jahresabschluss entnehmen können -- Geld an diesen Verträgen verloren, da das Versprechen einer 3-5% Rendite bei dem derzeitigen Niedrigzinsniveau für SG ein teuerer Spass ist. Die schlechte Nachricht für Aktionäre -- niedriger Gewinn -- ist im Prinzip also eine gute Nachricht für diejenigen, die diese minimum return contracts gekauft haben, da diese von SG zu der versprochenen Verzinsung (mit Verlust) zurückgekauft werden. In der o.a. Stellungnahme findet sich dann auch der Absatz, dass SG in 2009 die Vermarktung dieser Anlageform eingeschränkt hat und stattdessen lieber Produkte anbietet, die zwar Anfangs weniger Gewinn abwerfen, aber keinen garantierte Verzinsung enthalten:

"During 2009, management put into effect a deliberate shift in sales of investment products away from those offering future guarantees to others from which the Company earns a lower initial gross margin but with the long term benefit of not taking on the risk of any associated guarantee."

Man wird sehen wie sich diese Entscheidung auf den Umsatz auswirkt, da ja diskutiert wurde, dass die minimum return contracts in erster Linie die Umsätze pushen sollen. Aus meiner Sicht am interessantesten an der ganzen Sache ist aber weiterhin der von SG geplante Start eines Investitionsfond in Briefmarken, der von der Wertpapieraufsicht genehmigt werden soll. (siehe weiter oben, diskutiert praktisch von Anfang in diesem Thema und anderswo). Da bin ich wirklich gespannt, wie SG das aufzieht. Dieser Investitionsfond war für 2009 angekündigt, hat sich aber nicht materialisiert. Nun soll es 2010 was werden. Die Firma kündigt ein weiteres Update für den Jahresbericht 2010 im März an. Ich glaube für die weitere Zukunft der Firma (und ihrem Aktienkurs) wird daran viel hängen.
 
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