Thema: Zensurpost: Auslandsüberroller 1945
volkimal Am: 16.08.2020 09:25:42 Gelesen: 2852# 3@  
@ dietbeck [#2]

Hallo Dieter,

der Brief konnte erst nach Ende des Krieges zugestellt werden. Deshalb scheidet zeitnah für mich aus. Gegen Ende des Krieges war die Postbeförderung stark behindert und Briefe brauchten oft recht lange. Der Brief ist irgendwo unterwegs überrollt worden.

Nachdem er von den Amerikanern zensiert wurde, ist er dann irgendwann zugestellt worden. Im Riemer [1] ist angegeben, dass die Stempel mit den Nummern 13.300 bis 13.799 in Offenbach verwendet wurden.

Die Hitler-Marken wurden längst nicht alle geschwärzt oder unkenntlich gemacht. Hier ein Beispiel aus meiner Sammlung:



Zu dem Brief steht bei mir in der Beschreibung:

Am 3. April 1945 schickt Onkel Hans diese Postkarte mit Antwortkarte (nächste Seite) an Pastor Wolff, den Leiter des Stephanstiftes in Hannover. Der Text der Karte ist hochinteressant, denn er gibt einen Einblick in die letzten Tage des Krieges [2].

Wie der Eingangsstempel des Stephanstiftes zeigt erreichte die Karte ihr Ziel erst am 20. November 1945. Es handelt sich hier um einen sogenannten "stummen Überläufer", d.h. die Karte ist noch während des Krieges abgeschickt, aber erst nach dem Ende des Krieges zugestellt worden, sie trägt aber keinen Zensurvermerk oder sonstige postalische Vermerke hierzu. Das einzige ist der private Eingangsstempel des Stephanstifts.

Viele Grüße
Volkmar

[1] Karl-Heinz Riemer, Die Postzensur der Alliierten im besetzten Deutschland nach dem II. Weltkrieg, Heft 73 der Poststempelgilde.
[2] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=235029
 
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