Thema: Altdeutschland Bayern: Stempel bestimmen
bayern klassisch Am: 19.08.2020 09:47:11 Gelesen: 51730# 140@  
@ siegfried spiegel [#139]

Hallo Siegfried,

die Nummernstempel (so hießen sie amtlich, nicht Mühlradstmepel, das ist ein terminus technicus unserer Zeit von Sammlern verliehen) wurden nach Dienstende am 19.11.1856 über die Mittelbehörden nach München geschickt, wo sie hinsichtlich ihres Erhaltungszustandes geprüft und, wenn diese o.k. war, neu verteilt wurden (sog. 2. Verteilung).

Es waren also immer dieselben Stempel. Nur wenn Stempel keine brauchbaren Abschläge mehr lieferten, wurden sie eingezogen, vernichtet und ein neuer Stempel angefertigt.

Wenn also ein guter Stempel am 19.11.1856 in Ort A im Einsatz war, er am 20.11.1856 in München geprüft und für gut befunden wurde, bekam ihn Ort B am 30.11.1856 zugeteilt und durfte mit ihm ab dem 1.12.1856 Marken entwerten.

Bei losen Marken ist das Unterscheiungskriterium die Wahrscheinlichkeit - viele Marken Bayerns kommen hinsichtlich Platten und Typen nur begrenzt vor, wobei es immer wieder Ausreißer gibt (sog. Liegenbleiber oder Portemonnaiemarken, die jahrelang irgendwo ihr karges Dasein fristeten).

Darüber hinaus gab es bei einigen Poststellen Besonderheiten - 74 = Dachau z. B. stempelte immer zentrich rechts leicht auf den Brief übergehend. Hätte man 100 Marken mit diesem Stempel, würde man vlt. 80 aufgrund der o. g. Methode zuordnen und könnte mindestens 19 der verbliebenen 20 Marken anhand der Stempelung zuordnen.

Andere Stempler haben ihre Marken neben dem Nummernstempel oft nur am Rand leicht mit dem Halbkreisstempel versehen, so dass man auch hier eine Zuordnung treffen kann, wenn man sich sehr gut auskennt.

In dubio gilt immer der Stempel als richtig, der weniger Zuschlag nach sich zieht, also der Häufigere ist.

Liebe Grüsse,
Ralph

[Beiträge [#137] bis [#140] redaktionell verschoben aus dem Thema "Altdeutschland Bayern: Mi. 2 zu 3 Kreuzer in 2 Haupttypen", in welchem es um die Bestimmung von Marken ging]
 
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