Thema: Kommt das Ende der tradionellen philatelistischen Presse ?
DL8AAM Am: 21.01.2010 17:18:11 Gelesen: 11172# 12@  
@ ligneN [#10]

Schön geschrieben und meist ziemlich auf den Punkt gebracht passend ;-)

Vieles passt aber nur "noch heute":

und wenns nicht gerade jemand gescannt hat - steht das meiste eben noch immer nicht im Internet oder bei der WikiBibel.

Was manche dauergooglewiki-enden Leute kaum glauben mögen und was von "schlechtem Service" murmeln.


Das sollte eine Generationenfrage sein, neben der Philatelie betreibe ich noch ein paar weitere Hobbys. Wobei hier der Trend aber eindeutig erkennbar ist, je "überalterter" die jeweiligen Hobbyistenszene, desto weniger Daten sind zu ergooglen. "Moderne" (sorry für den Ausdruck) bzw. "hippere" Hobbys kommunizieren all ihr Wissen vollständig im Netz. Sei es offen, gewicki't, auf eigenen Seiten oder gegen Gebühr. Hobbys in denen das Wissen aber eher bei den ergrauten Eminzenzen liegt, sind da aktuell noch auf einem 80er Jahre Technikstand.

Das "Netz", das Wiki' etc. lebt ja nur davon, dass jemand sich die kostbare Zeit nimmt, um "altes Wissen" zu digitalisieren um diese Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Das Wiki' erschafft sich nicht selbst, es sind immer "Freiwillige", die freiwillig etwas tun, damit die Gesamtheit der "Anderen" davon profitieren kann.

In einigen Hobbys bzw. -sparten (natürlich nicht bei uns...hi) ist es aber teilweise auch sogar noch so, dass die, die das Wissen haben, dieses eifersüchtig hüten und immer nur stückchenweise davon etwas abgeben, immer nach der Highlanderdevise "Es darf nur einen geben". Profilierungsgehabe ist auch verbreitet.

Wünschenswert ist natürlich, dass sämtliches Wissen der "hochtrabend gesagt" Menschheit im Netz (zusätzlich) verfügbar ist.

Wünschenswert ist es natürlich, falls mal alle reinen Papiereditionen, Rundschreiben etc. zusätzlich als gescannte PDF - am besten mit durchsuchungsfähigen Index - im Netz stehen würden.

Es muss sich aber nur jemand die Arbeit machen, oder externe Dienstleister bezahlen, diese Riesenarbeit zu übernehmen und das ganze dann auch nur "Nur für die Ehre", dabei die Urheberrechte beachten etc. etc.

Bei alten Ausgaben ist das sogar gerade JETZT die Aufgabe der Zeit, bevor viele Veröffentlichungen verloren gehen. das gilt insbesondere für Vereinspostillen etc. Etliches ist bestimmt schon verloren.

Aus einem anderen Hobby habe ich von einem schwedischen Klub herausgegebene englischsprachige Umdruck-Monats-Magazine (aus den 70/80ern) im Schrank mit vielen sehr interessanten Infos drin, insbesondere für historische Recherchen. Den Klub gibts seit 20 Jahren nicht mehr, von den dort schreibenden Leuten sind die meisten verschollen oder schon lange ins Nirwana eingekehrt. Wenn ich die (naja) Hefte (zu sagen ist übertrieben) mal entsorgen sollte, sind diese Infos sicherlich (pathetisch gesagt) für immer verloren. Trage mich da auch schon seit vielen vielen Monaten mit der Idee, diese einfach mal schnell nebenbei (...) zu scannen und ins Netz zu stellen. Einfach so als Datensicherung. Aber die "Zeit, Lust und Laune"-Trägheit hat immer noch über mein besseres Wissen gesiegt.

Tippe gleiches gilt für viele alte Rundschreiben von noch aktiven und ehemaligen Phila' AGs, Klubs und Gruppen. Und solange sich viele Gruppen noch gänzlich über "eingetragene Mitgliederzahlen" definieren, teilweise auch bedingt finanzielle Erträge erwartet werden, teilweise auch noch mit einen etwas elitäreren Anspruch an die Sache herangegangen wird, wird das aber noch etwas dauern. Aber langfristig wird sich das ändern müssen, wenn das "Thema" selbst überleben will und auch was Neuinteressenten-Werbung betrifft. Was sagte mal ein Medienwissenschaftler in einem Phoenix-Bericht so schön "für die erste nachwachsende digitale Generation sind Informationen, die nicht im Netz verfügbar sind, einfach nicht existent" Das mag man gut halten oder verdammen, aber dahin geht der Zug. Beruflich sehe ich ähnliche Tendenzen. Welcher junger Entscheider schaut denn noch in die papierenen Gelben Seiten etc. etc. ?

Langfristig, spätestens aber mit der nächsten (hoffentlich zahlreich nachkommenden) Phila'Generationen, wird das aber kommen müssen. Umdruckveröffentlichungen der 60/70er Jahre sind qualitäts- und erhaltungstechnisch einfach nur "Mist", diese sind viel viel früher für ewig zerstört, als ein Buch des 17. Jahrhunderts.

Aber das die zusätzliche Papierform jetzt bald schon vollkommen verdrängt wird, sehe ich - zumindest für die erste und zweite digitale Generation - noch nicht. Nur wird die Papierform dann das Zusatzangebot sein und nicht wie heute noch die digitale. Zumindest wird das bei "Hobbys" so sein, die den Sprung in die Digitalzeit auch wirklich schaffen.

Der Umbruch wird kommen, wie die industrielle Revolution. Wie wir diesen Wandel frühzeitig aktiv und offensiv gestaltend begleiten und auch steuern, wird über die Überlebensfähigkeit der Vereinigungen und Postillen entscheiden.

Gruß
Thomas
 
Quelle: www.philaseiten.de
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