Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 23.08.2020 09:26:37 Gelesen: 208142# 561@  
Liebe Freunde,

es gibt Tage, da klappt nicht viel und andere, da geht alles in die Hose - einen solchen scheint man am 10.4.1842 in Remlingen erwischt zu haben, als man einen unfrankierten Chargébrief an den Königlichen Rechtsanwalt Herrn Eschborn in Rothenfels gegen Schein aufgeben wollte.



Man hatte wohl einen Postschein mit der Nr. 545 gezogen (4 Kreuzer) und diese Reconummer auf dem Schein und Brief vermerkt, jedoch keine Chargéstempel abgeschlagen. Der handschriftliche Vermerk "Chargé" oben rechts reichte jedenfalls nicht aus, sonst hätte man sich in Bayern die Chargéstempel gleich sparen können.

Als Aufgabestempel fungierte der rote Halbkreisstempel von Remlingen, den man mit dem Datum des Vortages, also dem 9.4. abschlug, ehe man bemerkte, dass es schon einen Tag später war und man dies handschriftlich korrigierte (nicht erlaubt, falsch eingestellte Stempel sollten gestrichen und durch den treffenden Abschlag ersetzt werden).

Weil es ein Brief bis 6 Meilen war, muss er über 1/2 bis 1 Loth schwer gewesen sein, also erhöhte sich die einfache Taxe auf 4 Kreuzer, die unten hingeschmiert wurde.

Unten mittig ist noch ein Vermerk zu lesen, den ich als "S. 2 Castell" deute, der für mich aber wenig Sinn macht. Vlt. hat jemand hier eine Idee, wie es zu interpretieren ist? Sicherlich dürfte der Postler von Remlingen gewußt haben, dass Rothenfels nur 12 km entfernt lag und dürfte keine Leitvermerke angebracht haben (was eh unsinnig wäre für einen Postler).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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