Thema: Baldwin's Coins & Stanley Gibbons in der Strand Collectibles Group vereinigt
Richard Am: 23.01.2010 14:31:30 Gelesen: 95885# 67@  
@ Lars Boettger [#66]

Ein Investmenfonds mit Briefmarken? Geht m.E. gar nicht, weil keine unabhängige Preisinformationsquelle existiert.

Hallo Lars,

das sehe ich ähnlich wie Du. In der Vergangenheit gab es bereits Fonds, ich glaube gelistet an der Luxemburger Börse, die in Kunst investiert haben. Einige waren wohl erfolgreich. Dennoch würde ich mich niemals daran beteiligen, auch nicht bei Briefmarken oder Belegen.

Es ging dort im Vorfeld um exakt die gleiche Frage: Wie wird Kunst, wie zum Beispiel moderne Gemälde, bewertet ?

Schöne Grüsse, Richard

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"Ich würde es begrüßen, wenn es mehr Kunstfonds gäbe"

fundsandfinance.de (12.06.06) - Eric Czotscher, Autor der Studie "Contemporary Art - eine Assetklasse zur Portfoliodiversifikation", erklärt im Interview warum Kunst bereits eine Investmentalternative ist.

In Ihrer Studie „Contemporary Art – eine Assetklasse zur Portfoliodiversifikation“ empfehlen Sie die Kunst als Portfoliobeimischung. An welche Anlegerschaft richtet sich diese Empfehlung?

Der Kunstmarkt wird von Profis, wie auch von deutschen Unternehmen schon recht lange genutzt. Dieses Investment ist einerseits eine Form des Sponsoring bzw. Mäzenatentums und dient damit der Imagebildung. Andererseits stellen die Kunstsammlungen von Firmen wie die Würth AG, Daimler Chrysler, Lufthansa oder zahlreichen Banken auch eine renditestarke Portfolio-Diversifikation dar.

Welche Chancen und Risiken bieten sich?

Der Kunstmarkt befindet sich seit Ende des Zweiten Weltkrieges in einer langfristigen Wachstumsphase. Seit dem konnten je nach Genre und Epoche durchschnittlich acht bis zehn Prozent an jährlicher Rendite erzielt werden. Der Kunstmarkt korreliert nur wenig mit anderen Assetklassen. Als Nachteil muss man sicherlich den Punkt der Liquidität des Marktes nennen. Der Zeitraum zwischen Kauf, Wertsteigerung und Verkauf verlangt einen eher langfristigen Anlagehorizont. Alles im Allem ist ein direktes Kunstinvestment, also der Kauf von Kunstwerken zu Anlagezwecken, nur dann zu empfehlen, wenn die nötige Expertise vorhanden ist.

Über welches Know-How verfügen Banken, um Kunst wirklich bewerten und vermitteln zu können?

Großbanken haben eigene Kunstsammlungen die von eigenen Kunstexperten betreut werden. Außerdem verfügen sie im Private Art Banking über ausgebildete Kunstberater. Diese übernehmen die Beratung beim Kauf und dem Aufbau einer Sammlung und können auch Lagermöglichkeiten für den Kunden vermitteln.

Wie muss man sich die Geldanlage in der Praxis genau vorstellen? Wird in einzelne Werke investiert - ähnlich einer Aktienanlage - oder kann von der Entwicklung mehrerer Werke - wie bei Aktienfonds - partizipiert werden?

Einzelstücke können nach Beratung durch Kunstexperten privat erstanden werden. Bei Kunstfonds übernehmen die
Experten der Investmentgesellschaft die Kunstauswahl und lagerung. Ein Fondsbeispiel datiert aus dem Jahre 1995, als die DG Bank den Global Art Fund emittierte. Die Nachfrage war damals aber eher bescheiden. Dennoch würde ich es begrüßen, wenn es mehr Kunstfonds geben würde. Heute ist die Nachfrage bestimmt höher.
Für große Investments bietet beispielsweise der Fine Art Fund in London eine Anlagemöglichkeit, der als so genannter Blind Pool konzipiert ist. Nach meinem Kenntnisstand sind in Deutschland aber auch Kunstfonds in Vorbereitung, bei denen die Namen aller Kunstwerke, in die der Fonds investiert, im Prospekt genannt werden. Man kann davon ausgehen, dass sich die Mindestbeteiligungssummen für diese transparenten Konzepte im üblichen Bereich der Publikumsfonds bewegen werden.

Wie wird bei Gemälden eine jährliche Rendite ermittelt?

Die Rendite entsteht – abgesehen von der Vermietung - immer erst beim Verkauf eines Kunstwerks, bis dahin fallen laufende Kosten für Lagerung und Versicherung etc. an. Es gibt auch für den Kunstmarkt verschiedene Indizes, die die Preisentwicklungen der Künstler widerspiegeln. Der Global Art 100 Index von AMR zum Beispiel oder der „Mei-Moses-Index“, der durch Preisdifferenzen von Gemälden die mindestens zweimal am Markt gehandelt wurden eine Entwicklung darstellt. Der Global Art 100 ermittelt hingegen Durchschnittspreise für die Kunstwerke unterschiedlicher Künstler, Genres, Epochen und Länder. Marktorientierung für die künftige Preisentwicklung bietet der Kunstkompass des Wirtschaftsmagazins „Capital“. Hier findet die Bewertung durch ein Punktesystem statt, welches unter anderem berücksichtigt, wie oft ein Werk und vor allem in welchen Museen und bei welchen Messen ausgestellt wurde.

Bislang sind es überwiegend amerikanische Künstler, die bis zu zwölf Prozent Wertsteigerung pro Jahr erzielen. Gibt es auch deutsche Künstler in deren Werke investiert werden kann?

Ich würde immer empfehlen in Künstler zu investieren, die schon einen Generationswechsel überdauert haben. Künstler die beispielsweise seit den Siebzigern oder Achtzigern bekannt geworden sind. Man kann natürlich auch in Galerien, mit relativ wenig Einsatz in weniger bekannte Künstler investieren. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist dann ähnlich dem junger Wachstumswerte am Aktienmarkt. Gerhard Richter, Jörg Immendorf oder Georg Baselitz zum Beispiel sind deutsche Künstler, deren Werke eine sehr gute und stabile Wertsteigerung haben.

Man kann aber auch Topwerke von Künstlern aus der zweiten Reihe nehmen. Werke die häufig ausgestellt, in Zeitschriften abgedruckt oder bei Galerien gleich am Eingang aufgehängt werden sind ein gutes Qualitätsmerkmal. Der Kunstsammler Rudolf Scharpff beschrieb die Auswahl von Gemälden sehr treffend: „Man sollte immer versuchen, dass beste Bild von einem Künstler zu bekommen. Ein schwaches Bild bleibt ein schwaches Bild, auch von einem guten Künstler.“

Herr Czotscher, wir bedanken uns für das Gespräch.

(Quelle: http://www.upra.de/fileadmin/artestate/artestate_funds/user_funds/pdf/aktuelles/funds_finance_Czotscher_Kunstfonds_04.pdf)
 
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