Thema: Altdeutschland Sachsen: Die Streichung entfallener Farben im Michel Katalog
Vernian Am: 11.09.2020 17:44:40 Gelesen: 13123# 31@  
Mit Befremden lese ich immer wieder derartige Diskussionen über "Farbvarianten".

Jeder darf sammeln und dafür ausgeben was er selbst gerne möchte, sollte sich aber - gerade bei Briefmarken - über eventuelle Risiken bewusst sein, und diese sind, folgt man den Kommentaren hier, bei Farbvarianten offensichtlich vorhanden.

Als langjähriger Sammler habe ich mich natürlich auch schon mit "Abarten" und "Farbvarianten" befasst. Das Sammeln von Abarten, die nicht mit gesundem bloßem Auge (und ggf. Lesebrille) erkennbar sind, sondern nur durch starke Vergrößerung mittels starker Lupe, Mikroskop oder gescannter Vergrößerung, habe ich für mich selbst als nicht meines Interesses für würdig eingestuft - derartigem brauche ich nicht hinterher zu hecheln.

In Bezug auf Farbvarianten habe ich mir irgendwann mal einen Farbführer zugelegt und nach zwei Tagen / 20-30 überprüften Marken zurück gebracht. Viele Farbunterschiede, v.a. bei älteren Marken, die merkwürdigerweise so hohe Preisunterschiede verursachen, sind auf Grund von altersbedingten Gründen wie Verblassen, Vergilben, ..., selten eindeutig zu bestimmen, ja selbst angeblich unterschiedliche Farbnuancen in den Farbführern sind derart gering, dass sie mit normalem Auge kaum unterscheidbar sind.

D.h. eine Festlegung kann eben nur durch einen Prüfer mit Vergleichsmaterial attestiert werden, im Zweifelsfall sogar nur durch teure Farbspektralanalyse - und das soll dann für den "normalen" Sammler, für normalen Sachverstand, erkennbar, unterscheidbar und am Ende preislich von Relevanz sein?

Als ich dann auch noch feststellen musste, das laut Katalogen umfangreich "klassische" Marken in alle (un-)möglichen Farbtonnuancen unterteilt werden; hingegen moderne Marken, oftmals Dauerwerte, die in vielen verschiedenen Druckgängen immer wieder nachproduziert werden und schon allein deshalb oft ganz erhebliche Spektren an Farben haben können (bpw. französische Dauerwerte in Nicht-StTdr aus den 1990ern), hingegen als "drucktechnisch bedingte zufällige Abweichungen" nicht weiter unterteilt werden - da war für mich das Thema "Farbvarianten" genau wie bei den "Abarten" darauf reduziert, nur deutlich unterscheidbare Varianten als sammelwürdig anzusehen, ohne aber Bereit zu sein, für diese extra Geld auszugeben.

Die ganze Diskussion ist also letztlich selbstgemachtes Leid derer, die meinen, sie müssten alle irgendwie verzeichneten Farbnuancen aus dem Katalog haben und dafür auch noch große Summen ausgeben, obwohl sie selbst und ohne Prüfattest gar nicht in der Lage sind, die Marken zu unterscheiden.

Ich entschuldige mich, wenn dieser Beitrag etwas aus dem eigentlichen Thema heraus geht, aber mir scheint es zu passen.

V.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/14765
https://www.philaseiten.de/beitrag/244062