Thema: Altdeutschland Sachsen: Die Streichung entfallener Farben im Michel Katalog
DL8AAM Am: 14.09.2020 16:28:00 Gelesen: 12195# 54@  
@ Johannes2 [#50]

muß man sehr gute, auf farbchemischen Überlegungen basierende Gründe haben, um katalogisierte Farbvarianten zu streichen.

Nein, die Philatelie ist eine (lebende) Wissenschaft, eher anderes herum wird hier ein Schuh draus, nämlich, dass wir belastungssichere farbchemische Belege benötigen, um bisher alt-katalogisierte Farbvarianten und Nuancen auch weiterhin in unseren fachlich qualifizierten Veröffentlichungen so stehen zu lassen. Normalerweise muss ich ja doch Fachliteratur immer fortlaufend hinterfragen und an den aktuellen "Stand der Dinge" anpassen.

Und für Prüfer ohne teures Hightech-Labor dürfte es schwer sein (gewesen sein), alte "echte" Farbvarianten (die damals vielleicht wirklich mal xyz-grau waren), von durch Alterung entstanden Formen in eben exakt dieser xyz-grau zu unterscheiden. Insbesondere für 100-150 Jahre alte Dinge, die über diesen Zeitraum (nicht nur) optische Veränderungen (Degenerationen) erfahren haben, muss ich trotzdem noch "gültige" Befunde schreiben können. Und solange das nicht zweifelfrei, mit Mitteln philatelistischer "Hobby-" (oder "Semiprofi-") Prüfer zu bestimmen ist, macht es vollkommen Sinn, dass man (auch aus Sicherheitsgründen aktuell) auf diese Farbvarianten halt nicht mehr prüft.

Dann macht es aber auch vollkommen Sinn, dass Kataloge das ebenfalls so abbilden. Es macht nämlich absolut keinen Sinn eine f preistechnisch aufzulisten, die mir aber kein Prüfer der Welt heute eindeutig als "echte" f bescheiden bzw. von einer alterierten (optisch identischen) abc abgrenzen kann. Und solange das eben nicht geht, muss der entsprechende Listeneintrag (vielleicht nur) vorerst verschwinden.

In der begleitenden Fachliteratur kann es aber durchaus Sinn machen, dass man diese ursprünglichen Farbvariaten ("falls existent") entsprechend beschreibt, insbesondere "falls" diese unterschiedlichen Auflagen zuzuordnen sind (waren). Hier bietet sich womöglich viel Raum für wissenschaftlich-forensische Forschungen, vielleicht findet man ja in der Farbe Hautschuppen der einzelnen Druckereimitarbeiter und man kann über alte Schichtpläne sogar eine Art von Stratigraphie aufzäunen ("der Grauwert der Mischung vom 19.02.1867, 12 Uhr Mittags") ;-) Nein, jetzt mach ich Spässchen. ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
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