Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
drmoeller_neuss Am: 20.09.2020 17:41:06 Gelesen: 118059# 405@  
Leider wird meine Frage immer aus dem Zusammenhang gerissen. In meinem Beitrag [#372] habe ich sie direkt beantwortet:

Schliesslich ist die S-Bahn in Berlin noch am 22. April gefahren. Warum soll es nicht auch offene Postschalter gegeben haben? Wir sprechen nicht von einem geregelten Postbetrieb, aber von einzelnen Postbeamten, die Zugang zu einem Poststempel hatten und sicher auch vorgelegte Briefmarken gestempelt haben, wenn die Sowjets einmal eine Pause eingelegt hatten. In den Archiven wird sicher einiges Material dazu zu finden sein.

Ob die Marken in Berlin waren, oder nicht, können wir hier lange spekulieren. Nehmen wir an, sie waren in Berlin. Dann müssen sich die wenigen Briefmarkenhändler, die noch im April 1945 in Berlin waren, sich von den Pflichteinsätzen beim Volkssturm abgemeldet haben, "wir können jetzt zwei Tage lang die Front nicht verteidigen, wir müssen Ersttagsbriefe anfertigen". Und warum klebt man die kostbaren Marken auf Einschreibebriefe und riskiert einen Totalverlust in den letzten Kriegstagen? Üblicherweise wurden in den letzten Jahren des Dritten Reiches Briefmarken auf Blanko-Formulare und Umschläge geklebt und am Schalter gefälligkeitsgestempelt und direkt wieder mitgenommen.
Komischerweise wurden die meisten Stempel auf den SA-SS-Belegen nicht im regulären Schalterdienst verwendet, bzw. sind nicht im Postabgang belegt.

Und wir reden ja nicht von wenigen Briefen, sondern von hunderten, wenn nicht tausenden. Ich glaube, ein Händler hätte eine Strafe wegen Wehrkraftzersetzung risikiert, wenn er einen Postschalter wegen seiner Sammlerbriefe für Stunden für kriegswichtigere Aufgaben blockiert hätte. In dieser Zeit waren private Telefongespräche schon kritisch, und selbst, wer nur in einer wenigen noch fahrenden Bahnen saß, musste sich jederzeit auf "Fragen" gefasst machen.

Für mich sind alle SA-SS-Briefe Mache. Aber es gibt Sammler, die für zeitgerechte Belege ordentliche Summen bewilligen. Wir haben nicht die Deutungshohheit über die Philatelie. Auch für "Mond-Briefe" werden irrsinnige Preise bezahlt. Bei der bemannten Raumfahrt hat man um jedes überflüssige Kilo in der Raumkapsel gekämpft, aber für Mond-Briefe war Platz, weil Herr Sieger immer so nett war und so viel für die Philatelie getan hat? Genauso wie die Briefmarken für Südsee-Inseln oder Antarktisstationen, deren Auflage in den kleinen Postämtern überhaupt keinen Platz gefunden hätte.

Im übrigen wird im alltäglichen Leben nach "gesundem Menschenverstand" geurteilt. Da sind an der gleichen Kreuzung dreimal die gleichen Autos zusammengestossen. Die Schäden von den vorherigen Unfällen waren nur notdürftig beseitigt worden. Übliche Vorfahrtsrempelei an einer unübersichtlichen Kreuzung - trotzdem wurden die Beteiligten wegen Versicherungsbetruges verurteilt. War das Willkür des Richters? bernhard hätte natürlich das Urteil angefochten.
 
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