Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 26.09.2020 10:34:31 Gelesen: 548707# 1974@  
@ Gernesammler [#1972]

Hallo Rainer,

ein feines Stück internationale Postgeschichte.

Sachsen - Taxis - Bayern - Baden - Frankreich, wenn man es genau nehmen will.

Der Absender konnte tagesabhängig entweder bis Frankfurt am Main, so stand es ursprünglich da, frankieren, das wären hier 6 1/2 Groschen gewesen, oder bis Nürnberg, wohin es nur 5 Groschen kostete. Man hat FFM gestrichen und Nürnberg überschrieben.

Bayern hat nach dem PV mit Frankreich vom 1.1.1822 dergleichen Briefe mit R.S.T.B. gestempelt, du hattest es schon beschrieben und sie über Würzburg, Tauberbischofsheim und Kehl nach Strasbourg geschickt. Hierfür bekam Bayern von Frankreich Kompensation von 54 Kreuzern pro 1 Unze (30g) Briefe.

Dein Brief wog 6g (s. oben links die französische Notiz), womit Bayern für ihn ab Nürnberg 10,8 Kreuzer erhielt, was nicht sooo viel war, wie man denken könnte, denn der Transit über Baden musste auch bezahlt werden (dann blieben noch 10 Kreuzer bei Bayern hängen).

Der Empfänger musste nur 8 Decimes bezahlen, die ca. 23 Kreuzern entsprahen und hier kann man sehen, wie viel Frankreich verdient hatte - nämlich 12 Kreuzer netto für praktisch keine Wegstrecke, während Bayern nur ca. 10 Kreuzer bekam für die zigfache Strecke. Aber Frankreich war zu dieser Zeit die Grande Nation und Bayern (oder Sachsen, oder Baden) nur ein mitteleuropäisches Anhängsel, das froh sein konnte, seine Briefe nach und über Frankreich schicken zu dürfen ...

In jedem Fall ein guter Brief - die meisten R.S.T.B. (Stempel von Nürnberg) Briefe liefen nicht in den Nahbereich Frankreichs, sondern in die Metropolen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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