Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 12.10.2020 14:56:20 Gelesen: 542682# 1987@  
@ Gernesammler [#1986]

Hallo Rainer,

richtig: Bei Portobriefen aus dem 4. bayerischen Rayon vergütete Frankreich 70 Kreuzer (1 Gulden 10 Kreuzer) an Bayern je Unze (30g).

Angenommen, unser Brief wäre 5 g schwer gewesen, womit er in die 1. Gewichtsstufe bis 6 g gefallen wäre, dann bekam Bayern für ihn ein Sechstel dieser 70 Kreuzer, gleich 11,5 Kreuzer ca.

Die Transite mit Baden und Württemberg blieben hier völlig unberechnet auf den Briefen, weil auch diese nur intern zwischen Bayern, Baden und Württemberg verrechnet wurden, da die bayerischen Briefpakete nach und von Frankreich geschlossen durch Baden und Württemberg transitierten. In der Regel können wir von 1 Kr. je Loth (17,5g) ausgehen, bei 5 g also jeweils an Baden und Württemberg 0,25 Kreuzer, also hatte Bayern hier 11,5 Kreuzer bekommen und ca. 0,5 Kreuzer an Transitkosten zu zahlen.

Rappoltsweiler (heute: Ribeauville) lag vom Strasbourg 54 km entfernt. Eigentlich hätte Strasbourg den Verrechnungsstempel 9 Decimes für Bayern abschlagen sollen, aber den sehe ich hier nicht. Dann hätte man dazu 4 Decimes für Frankreich gegeben und käme auf die 13 Decimes, die der Empfänger zahlen musste.

Wenn wir davon ausgehen, dass 13 Decimes gleich 37 Kreuzer waren, stellt man fest, welches hervorragende Geschäft Frankreich mit diesem Brief gemacht hatte, der vlt. gerade mal 5g wog und nur geringe 54 km transportiert werden musste: 25,5 Kreuzer kassierte man für seine kurze Strecke. Bayern hingegen hatte eine weitaus größere Strecke mit ihm zurück zu legen und bekam am Ende netto 10,5 Kreuzer für 287 km Strecke, stets in direkter Linie berechnet.

Aber da man üblicherweise für Bayerns Briefe einen 9 Decimes - Stempel aufdruckte, sah es für die französischen Kunden so aus, als hätte Bayern hier 9 Decimes erhalten und Frankreich nur deren 4! Die Wahrheit war aber, siehe oben, eine ganz andere.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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